Über 190.000 eingesetzte Knieprothesen: Auf diese enorme Zahl brachte es Deutschland im Jahr 2019 – und rangierte damit im internationalen Vergleich unter den Top 5 der Länder mit den meisten Knie-OPs.1) Dabei zeigt eine amerikanische Studie aus demselben Jahr: Viele dieser Operationen lassen sich möglicherweise ganz einfach vermeiden. Was steckt dahinter?
Kniearthrose ist eine der häufigsten Formen der Arthrose. Betroffene leiden unter einem fortschreitenden Verschleiß des Gelenkknorpels im Knie – so stark, dass in einem späteren Stadium kaum noch etwas davon übrig ist. Was bleibt, sind oft heftige Schmerzen. In einigen Fällen versteift sogar das Knie.
Die Operation des betroffenen Knies sollte immer das letzte Mittel sein. Tatsächlich erkranken aber immer mehr Menschen an Arthrose – und damit steigt auch die Zahl der Operationen weiter an. So drastisch, dass schon jetzt klar ist: Die vorhanden Operationskapazitäten werden dafür langfristig kaum ausreichen. Ein US-amerikanisches Forschungsteam unter Leitung von Prof. K. Donald Shelbourne, einem der Top-Spezialisten auf dem Gebiet der Kniechirurgie, haben daher konservative (also nicht operative) Alternativen zur Behandlung von Kniearthrose untersucht – und dabei Erstaunliches festgestellt.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Dehnen und Kräftigen der Muskeln rund ums Knie kann bei Arthrose eine OP verhindern
- Entscheidend ist die Steigerung des Bewegungsumfangs im Knie (Range of Motion)
- Die in der Studie angewandte Therapie ist in ihrer Wirkung mit den Engpassdehnungen von Liebscher & Bracht vergleichbar
Viele Studienteilnehmer entgingen dem OP-Tisch
Die Studie wurde am Shelbourne-Kniezentrum durchgeführt. Denn hier hatte man bereits zuvor gute Ergebnisse bei der Anwendung konservativer Behandlungsformen festgestellt. So fiel auf: Verbesserte man den Bewegungsumfang des Kniegelenks, reduzierte das die Knieschmerzen in einigen Fällen so sehr, dass eine Operation am Ende gar nicht mehr nötig war.
Und in denjenigen Fällen, in denen dennoch eine Operation unvermeidbar war, führte eine bessere Beweglichkeit vor einer Knieprothese zu einer besseren Beweglichkeit nach der Operation. Zudem waren die Patienten zufriedener mit dem Ergebnis.
Die Wissenschaftler wollten es genauer wissen und untersuchten das Phänomen nun systematisch: Mehr als 400 Patienten, die für eine Knieprothese vorgesehen waren, wurden im Rahmen der Studie nach einem solchen konservativen Therapieschema behandelt. Das Ziel: Den Bewegungsumfang des Knies zu verbessern. Dabei wurde besonderer Wert auf Streckung, Beugung und Kräftigung gelegt. Die Patienten wurden engmaschig betreut und führten ihre Übungen täglich zuhause durch.
Das erstaunliche Ergebnis: Bei 76 Prozent der Patienten war die ursprünglich geplante Knieprothese nicht mehr notwendig.
Der Beweis für ein längst bekanntes Phänomen?
Das wissenschaftliche Team um den international renommierten Prof. K. Donald Shelbourne beweist mit dieser Studie: bestimmte konservative Therapieschemen erzielen bei Kniearthrose eine gute Wirkung.
Das untersuchte Therapieprogramm entsprach einem Ansatz der klassischen Physiotherapie, der im Shelbourne-Kniezentrum bereits für die Vor- und Nachbereitung von Operationen genutzt wurde: Dieses Übungsprogramm ist auf die Verbesserung des Bewegungsumfangs der Gelenke (ROM=range of motion) ausgerichtet, konnte innerhalb der Studie aber auch Schmerzen so weit reduzieren, dass geplante Operationen am Knie nicht mehr notwendig waren.
Der Ansatz, Schmerzen durch die Verbesserung des Bewegungsumfangs von Gelenken zu reduzieren, ist auch Grundlage der Liebscher & Bracht-Therapie. Der in der Shelbourne-Studie bewiesene Wirkungszusammenhang ist bereits seit mehreren Jahrzehnten die Grundlage der Liebscher & Bracht-Therapie. Tatsächlich zielt die Therapie in wirkungsoptimierter Form auf genau die Faktoren, die in der Shelbourne-Studie eine große Rolle gespielt haben:
- gezielte Dehnung,
- spezielle Kräftigung und
- die Verbesserung des Bewegungsumfangs der Gelenke.
Dabei stehen der Rückgang von Schmerzen und die Wiedererlangung besserer Gelenkfunktionen im Vordergrund.
Was die Shelbourne-Studie für Schmerzpatienten bedeutet
Die Shelbourne-Studie zeigt: Nicht alle Knieoperationen sind vermeidbar – aber in sehr vielen Fällen haben Patienten gute Chancen, einer Operation zu entgehen, indem der Bewegungsumfang ihres Kniegelenks verbessert wird.
Behandlungsformen wie die Liebscher & Bracht-Therapie zielen auf genau diesen Effekt. Dabei werden die in der Shelbourne-Studie untersuchten Therapiebestandteile in drei Schritten systematisch angewendet:
- Engpässe passiv „aufdehnen“,
- über Gegenspannung für eine Kräftigung im endgradigen Bereich sorgen und
- aktives Dehnen und Ansteuern trainieren, um die neuen Bewegungsmuster auch nerval zu festigen.
Salzburger Kniestudie mit ähnlichen Ergebnissen
Die von uns am Unfallkinikum Salzburg durchgeführte Kniestudie folgt weitgehend dem erprobten Schema der Shelbourne-Untersuchung: Patienten mit möglichem Operationsbedarf wurden konservativ behandelt, während sie auf ihre Schmerzen und Operationsbedürftigkeit hin untersucht wurden. Die Ergebnisse waren vergleichbar. Die Liebscher & Bracht Therapie scheint also ähnliche Ergebnisse zu bewirken wie diejenigen, die hier beobachtet wurden:
Engpassdehnungen erweitern den Bewegungsumfang der Gelenke und kräftigen gezielt die Muskulatur. Anders als beim isometrischen Krafttraining wird dabei die Spannung der Muskeln nicht zusätzlich erhöht. Zugleich übt der Patient die Ansteuerung der neu gewonnenen Bewegungswinkel ein.
Über die in der Studie beobachteten Wirkungen hinaus kann häufig durch die Osteopressur, die von Zertifizierten Liebscher & Bracht-Therapeuten angewandt wird, kurzfristig eine deutliche Reduktion der Schmerzen erreicht werden. Des Weiteren führt sie zu einer Verbesserung der Beweglichkeit, die es Patienten mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit ermöglichen kann, die Übungen überhaupt oder mit verbesserter Intensität durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Studie, die im Wesentlichen in der Bestätigung konservativer Bewegungstherapien als wirksame Alternative zu Operationen liegt, unterstreichen letztendlich die Wirkungsweise unserer ROM(range of motion)-basierten Therapie in Bezug auf Gelenke. Ausprobieren kannst du diese Therapie gerne jetzt direkt. In unserem Schmerzlexikon-Artikel zum Thema Kniegelenksarthrose liest du alles Wichtige, bekommst viele praktische Tipps und findest die passenden Übungen gegen deine Arthrose-Schmerzen.
Quellen & Studien
- ↑1 OECD. Health at a glance 2019: OECD Indicators, S. 198.