2. Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?
Von einem Bandscheibenvorfall spricht man, wenn die Zwischenwirbelscheiben beschädigt werden. So etwas passiert meistens aber nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über viele Jahre.
Die Hauptursache dafür liegt in mangelnder oder einseitiger Bewegung. Ständiges Sitzen und einseitige Bewegungsabläufe des Alltags sind „Gift“ für den Körper und seine Wirbelsäule und führen langfristig zu verkürzten Muskeln und verklebten Faszien.
Ohne gezielten Ausgleich verkürzen die Muskelfasern vor allem an der Vorderseite deines Körpers immer mehr, weil sie für immer weniger Bewegungsabläufe genutzt werden. Je unflexibler nun dein muskulär-fasziales Gewebe wird, desto schlechter gibt es nach. Willst du dann beispielsweise nach einer langen Phase des Sitzens aufstehen, ziehen dich deine verkürzten Bauchmuskeln und die Muskeln im Bereich von Rumpf und Hüfte nach vorne. Damit du dich dennoch aufrichten kannst, entwickeln deine Rücken- und Gesäßmuskeln eine starke Gegenspannung – an deinen Bandscheiben wird also von vorne und hinten gezogen. Dabei werden die einzelnen Wirbel deiner Wirbelsäule auf die Bandscheibe gepresst.
Irgendwann ist der Druck auf deine Lendenwirbelsäule, die Bandscheiben und die aus dem Rückenmark entspringenden Nerven so stark, dass eine Schädigung droht. Jetzt schreitet dein Körper ein. Über Rezeptoren in der Knochenhaut registriert dein Gehirn die Gefahr und sendet einen Schmerz exakt in den betroffenen Bereich der Wirbelsäule. Er soll verhindern, dass bestimmte Bewegungen zu noch größerem Verschleiß und letztlich zu Schädigungen in der Struktur (den Wirbeln und Bandscheiben) führen. Diese Warnsignale des Körpers bezeichnen wir deshalb als Alarmschmerzen.
Hinzu kommt: Das Bandscheibengewebe versorgt sich über die umliegende Gewebe-Flüssigkeit mit Nährstoffen. Das Ganze funktioniert wie bei einem Schwamm: Wird Druck auf die Bandscheibe ausgeübt, presst sich die verbrauchte Flüssigkeit aus dem Gallertkern heraus. Dadurch nimmt sein Gehalt an Wasser ab. Wird die Bandscheibe entlastet, saugt sich der Kern wieder mit der – im besten Fall nährstoffreichen – Flüssigkeit voll. Ist der Zug auf deine Bandscheiben nun aufgrund der muskulär-faszialen Überspannungen zu stark, leidet dieses Schwamm-Prinzip gleich doppelt: Während deine Bandscheiben an einigen Stellen zu stark ausgequetscht werden und Wasser verlieren, kommen andere beim Auspressen zu kurz. Hier wie dort können die Bandscheiben nicht mehr genug frische Gewebe-Flüssigkeit aufnehmen, sodass Nährstoffe fehlen. Diese Unterversorgung mit Nährstoffen lässt den Faserring der Bandscheibe porös werden, wodurch die Gefahr eines Bandscheibenvorfalls (Prolaps) steigt.