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Fibromyalgie — Schmerzen am ganzen Körper

Roland Liebscher - Bracht lächelt in die Kamera. Es ist nur sein Kopf zu sehen und ein runder Kreis ist um ihn herum gezogen.

Roland Liebscher-Bracht

Schmerzspezialist & Bestseller-Autor

Geprüft von: Dr. med. Egbert Ritter  Geprüft von: Dr. med. Egbert Ritter

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Betroffene mit Fibromyalgiesyndrom (FMS) leiden unter Schmerzen am ganzen Körper und einer erhöhten Schmerzwahrnehmung besonders an der Muskulatur und den Sehnenansätzen. Die Attacken der Fibromyalgie halten oft mehrere Tage an und setzen in dieser Zeit die Patienten völlig außer Gefecht. Nach — im Schnitt — nur zwei Wochen Verschnaufpause geht der nächste Schub los. Mit zunehmendem Alter wird der Krankheitsverlauf der Schmerzerkrankung meist schwächer.

In diesem Artikel möchten wir dir zum einen die Symptome und die Diagnose der Fibromyalgie näherbringen. Denn oft wissen Betroffene lange Zeit nicht, was mit ihnen los ist. Wir möchten zum anderen, dass du deine Beschwerden einordnen und zur Vorbereitung auf deinen Arztbesuch selbst prüfen kannst, ob sich die genannten Symptome mit deinen eigenen decken.

Ist dies der Fall oder hast du die Diagnose Fibromyalgie bekommen, möchten wir dir einfache Möglichkeiten zeigen, mit denen deine Verschnaufpausen zwischen den Anfällen immer länger werden können und sich deine Lebensqualität auf Dauer erheblich verbessern kann. Mehr dazu erfährst du in den Kapiteln zur Behandlung und den Übungen.

Roland Liebscher - Bracht lächelt in die Kamera. Es ist nur sein Kopf zu sehen und ein runder Kreis ist um ihn herum gezogen.

Roland Liebscher-Bracht

Schmerzspezialist & SPIEGEL-Bestseller-Autor

Ein weißer Haken ist in einem khaki-farbenen Schild zu sehen.

Medizinische Prüfung: Dr. med. Egbert Ritter

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Frau rollt sich mit Schmerzen aufgrund einer Fibromyalgie im Bett ein.

© African Studio | shutterstock.com

1. Fibromyalgie im Überblick


Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) wurde früher auch als Weichteilrheuma bezeichnet und ist definiert durch chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen, die länger als drei Monate andauern. Begleitet werden sie von Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Schlafstörungen und psychischen Begleitsymptomen.1)

In allen Industriestaaten sind ca. drei Prozent der Bevölkerung von einem Fibromyalgiesyndrom (FMS) betroffen.2) Bei der Mehrzahl der Betroffenen mit diesem Krankheitsbild handelt es sich um Frauen mittleren Lebensalters.

Lange Zeit wurde das Fibromyalgiesyndrom nicht als Krankheit anerkannt und viele Betroffene galten als „Rentenjäger”, „Drückeberger” oder „Simulanten”. Heute gibt es mehrere Studien und eine Vielzahl an belastbaren Daten, die zeigen, dass es sich beim Fibromyalgiesyndrom tatsächlich um ein Krankheitsbild mit immensem Leidensdruck handelt, das die Lebensqualität vieler Menschen besonders bei ausgeprägter Symptomschwere erheblich einschränkt.

Fibromyalgie wird zu den Rheuma-Krankheiten gezählt. Da bei der Fibromyalgie auch die Psyche eine entscheidende Rolle spielt, ist in diesem Zusammenhang oft unklar, zu welchem Arzt/Psychologen Betroffene gehen sollten und welche Behandlung die richtige ist.

Wir möchten dir mit diesem Beitrag einen Überblick über deine unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten geben, damit du dich so schnell wie möglich wieder wohler in deiner Haut fühlen kannst. Dazu zeigen wir dir zunächst die typischen Symptome einer Fibromyalgie auf. Danach erklären wir dir, mit welchen Diagnoseverfahren die Erkrankung festgestellt wird und stellen dir die von den medizinischen Leitlinien empfohlenen Behandlungen vor. Wie du unsere Übungen damit verbinden kannst, liest du im letzten Kapitel.

2. Symptome bei Fibromyalgie


„Mir tut es einfach überall weh” — wenn du unter Fibromyalgie leidest, dann kennst du diese Symptomatik nur zu gut. Daher ist das Leitsymptom der Fibromyalgie „Schmerzen überall”. Damit in Zusammenhang stehen eine erhöhte Schmerzwahrnehmung und eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber körpereigenen Schmerzreizen. In den Haupt-Schmerzzonen spüren Betroffene einen Druckschmerz schon auf leichten Druck und/oder einen Spontanschmerz, ohne dass eine Entzündung festgestellt werden kann.3) 4) 5)

Chronische Muskelschmerzen gelten damit zwar als Hauptsymptom einer Fibromyalgie, jedoch leiden Betroffene in der Regel gleichzeitig unter vielfältigen und zahlreichen anderen Symptomen — und das in jeweils unterschiedlicher Häufigkeit und Ausprägung.

So klagen die meisten Betroffenen ab dem 35. Lebensjahr neben den Schmerzen über Erschöpfung, einen nicht erholsamen Schlaf 6) 7) 8) 9), eine daraus resultierende Tagesmüdigkeit und kognitive Beeinträchtigungen, wie Konzentrationsschwäche oder Probleme mit dem Gedächtnis und der Erinnerung.10) Aber auch ein Reizdarmsyndrom, eine länger anhaltende Morgensteifigkeit des Bewegungsapparates, Schmerzen in den Gelenken, Kopfschmerzen, Restless-Legs (RLS) und andere körperliche Missempfindungen treten als Symptomatik auf.11)

Da die Symptome so zahlreich und vielfältig sind, haben wir dir hier einen Überblick zusammengestellt:12)

  • Erschöpfung, Müdigkeit und Schlafstörungen in Verbindung mit Denk- oder Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen und Muskelschwäche, Restless-Legs-Syndrom, schmerzende Gelenke
  • Depression und Angst aller Schweregrade13)
  • Hörstörungen, Tinnitus
  • Schwindel und Krampfanfälle, Blasenkrämpfe
  • Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen und Appetitlosigkeit
  • Reizdarmsyndrom
  • Brustschmerzen und Kurzatmigkeit
  • Fieber
  • Raynaud-Syndrom (Fingerschmerzen)
  • Juckreiz, Hautausschlag, Sonnenempfindlichkeit
  • Verlust oder Veränderung des Geschmacksinns
  • Neigung zu vermehrter oder schnellerer Hämatombildung („blaue Flecke”)
  • Sehr häufig berichten Patienten über Schmerzschübe, die einen oder mehrere Tage andauern. Als Einflussfaktoren kommen schlechter Schlaf, Überanstrengung, Wetterwechsel und Stress in Frage.14)
  • In der Untersuchung können manchmal Triggerpunkte in den Muskeln ertastet werden.15)

Wie sich bei dieser Fülle an Symptomen eine Fibromyalgie von anderen Erkrankungen unterscheiden beziehungsweise diagnostizieren lässt, erklären wir dir im nächsten Kapitel zu Diagnostik und Ursachen.

3. Diagnose und Ursachen einer Fibromyalgie


Bis die Diagnose Fibromyalgie gestellt wird, vergehen oft mehrere Jahre. Betroffene gehen meist von Arzt zu Arzt und Klinik zu Klinik — ohne Ergebnis. Häufig beginnt der Krankheitsverlauf mit Beschwerden wie Rückenschmerzen, die sich später in Schüben zu Ganzkörperschmerzen entwickeln.

Zunächst vorweg: In der Medizin ist noch keine eindeutige Ursache für die Entstehung der Fibromyalgie bekannt. Allerdings konnten in Untersuchungen und Studien Beobachtungen festgehalten werden, die meist nur Fibromyalgie-Patienten betreffen. Dazu gehören hormonelle Prozesse, biologische Faktoren oder auch Persönlichkeitsmerkmale. Ob einer der Faktoren die Ursache und der eigentliche Auslöser für das Schmerzsyndrom ist, blieb bislang unklar. Fest steht nur, dass aufgrund der Faktoren die Schmerzverarbeitung bei den Patienten gestört ist. Diese Störung in der Schmerzverarbeitung sorgt dafür, dass Betroffene Schmerzen am ganzen Körper stärker wahrnehmen.16) 17)

  • Hormonelle Störungen: Untersuchungen zeigten, dass bei Fibromyalgie-Patienten einige Botenstoffe aus dem Gleichgewicht geraten sind. So liegt beispielsweise oft ein verminderter Wachstumshormonspiegel und ein erhöhter Prolaktinspiegel vor.18) Jetzt fragst du dich vielleicht, wozu du als erwachsener Mensch Wachstumshormone brauchst. Die Antwort ist ganz einfach: Diese Botenstoffe sorgen für die Regeneration deiner Körperzellen und werden vermehrt in deinen Tiefschlafphasen aktiv. Da viele Betroffene unter Schlafstörungen leiden, fallen ihre Tiefschlafphasen zu kurz aus. Als Folge daraus kann sich der Körper nicht so gut regenerieren und der Spiegel an Wachstumshormonen sinkt. So werden deine Beschwerden weiter verstärkt. Ein erhöhter Prolaktinspiegel verhindert bei Frauen den Eisprung. Auch andere Botenstoffe sind bei dieser Erkrankung, genauso wie bei einer Depression, im Ungleichgewicht.
  • Muskuläre Insuffizienz: Durch muskuläre Verspannungen tritt bei Betroffenen ein ausgeprägtes Schmerz-Vermeidungsverhalten auf. Vielleicht kannst du das an dir selbst beobachten? Doch dadurch wird alles noch schlimmer und ein Teufelskreis entsteht: Aus dem verminderten Gebrauch der Muskulatur resultieren noch größere muskuläre Insuffizienzen (Funktionsschwächen) und eine Schmerzverstärkung. Wie du diesen Teufelskreis im Rahmen eines individuellen Übungsprogramms durchbrechen kannst, zeigen wir dir in unserem Kapitel zur Behandlung.
  • Biographische Faktoren: Immer wieder heißt es, dass sexueller Missbrauch in der Kindheit oder ein häufiges Erleben von Gewalt Risikofaktoren seien, die man vermehrt bei Fibromyalgie-Patienten beobachten könne. Da jedoch viele Betroffene solche Erfahrungen nicht gemacht haben, ist unklar, welchen Einfluss Traumata und starke Belastungen in der Vergangenheit auf den Krankheitsausbruch und -verlauf haben.19)
  • Persönlichkeitsfaktoren: Bei Fibromyalgie-Patienten wurde häufig beobachtet, dass sie chronischen Stress gar nicht mehr als solchen wahrnehmen, sondern ihn als Normalzustand erleben. Sie streben in der Regel nach Akzeptanz und Anerkennung, was zu stark ausgeprägten Verhaltensweisen führt, die als sozial erwünscht gelten. Typisch ist darüber hinaus eine chronische Selbstüberforderung, die nicht als solche erkannt wird.20)
  • Genetische Vorbelastung: Eine erbliche Veranlagung wird diskutiert, wobei ein klar verantwortliches Gen bislang nicht gefunden werden konnte. Immerhin 30 Prozent der Patienten mit Fibromyalgiesyndrom haben Angehörige mit ähnlichen Symptomen.21)

Kriterien zur Diagnose

Das American College of Rheumatology (ACR) hat bereits im Jahr 1990 Kriterien zur Diagnose von Fibromyalgie entwickelt.22) Im ersten Schritt erfolgt für die Diagnosestellung eine Anamnese, meist unter Zuhilfenahme standardisierter Fragebögen. Dabei liegt für die Fibromyalgie folgende Definition zugrunde:

Schmerzen mit Lokalisation in der linken und rechten Körperhälfte, im Ober- und Unterkörper und im Bereich des Achsenskeletts (also in der Halswirbelsäule (HWS), der Brustwirbelsäule (BWS) und der Lendenwirbelsäule (LWS). (American College of Rheumatology)

Tender Points an verschiedenen Stellen am Körper zur Diagnose einer Fibromyalgie

© Medical Media | shutterstock.com

Standardmäßig werden 18 sogenannte Tender Points (Druckpunkte) mit einer Kraft von vier kg untersucht.23) Dieser Druck wird in etwa erreicht, wenn sich der Daumennagel beim Drücken weiß verfärbt. Eine Fibromyalgie liegt vor, wenn mindestens 11 der 18 Druckpunkte schmerzhaft sind. Die Tender Points sind über den ganzen Körper verteilt (siehe Abbildung). Menschen ohne Fibromyalgie reagieren bei dieser Druckstärke an keinem bis sehr wenigen Punkten mit Schmerzen.

Neben den ACR-Kriterien gibt es bei Verdacht auf ein Fibromyalgiesyndrom (FMS) einen erweiterten Diagnose-Algorithmus nach der medizinischen S3-Leitlinie. Dieser sieht eine „Wenn-Dann-Verstrickung” vor, an der sich Arzt und Patient orientieren können. Wir haben das Schema hier für dich zusammengestellt.

Schema zur Diagnose einer Fibromyalgie

Mittlerweile ist die Untersuchung auf die 1990 formulierten Tender Points übrigens nicht mehr erforderlich. Sie wird aber weiter in Gutachten verwendet und von der neuesten S3-Leitlinie weiterhin als Diagnosekriterium genannt. In der Praxis werden jedoch zunehmend — anstatt der Druckpunkte oder ergänzend — ein generalisierter Schmerzindex und die Stärke der Symptome herangezogen, zu denen Erschöpfung, wenig erholsamer Schlaf, psychische und verschiedene körperliche Symptome gehören. Diese Symptome sollten über drei Monate eine ähnliche Intensität aufweisen und nicht durch eine andere Erkrankung erklärbar sein.24)

Du siehst: Die Diagnostik beim Fibromyalgiesyndrom ist komplex. Jedoch geht es den meisten Betroffenen besser, sobald die Diagnose feststeht. Das Fibromyalgiesyndrom ist heute eben keine reine Ausschlussdiagnose mehr. Vielmehr beruht die Erkrankung auf typischen klinischen Symptomen. Dennoch sollte immer auch nach anderen Ursachen gefahndet werden, die ähnliche Symptome auslösen können.25)

Differentialdiagnose — Abgrenzung zu anderen Erkrankungen

Ähnliche Symptome wie bei der Fibromyalgie lassen sich zum Beispiel im Rahmen der rheumatoiden Arthritis (Rheuma) finden, einer entzündlichen Gelenkerkrankung. In diesem Fall werden jedoch zusätzlich erhöhte Entzündungsparameter im Blut nachgewiesen. Auch ein myofasziales Syndrom verursacht Stress und Schmerzen an vielen Stellen des Körpers, wobei sich dann lokale Verhärtungen in der Muskulatur ertasten lassen und Schmerzen an Übergängen zu den Sehnen bestehen. Vom Fibromyalgiesyndrom zu unterscheiden ist auch die Polymyalgia rheumatica als hochentzündliche Erkrankung des Becken- und Schultergürtels. Zudem sollte eine Abgrenzung gegenüber anderen psychischen Krankheiten wie Depression erfolgen.26)

4. Behandlung des Fibromyalgiesyndroms (FMS)


Wenn du unter dem Fibromyalgiesyndrom (FMS) leidest, dann hast du bestimmt bereits eine Odyssee an Arztbesuchen und Klinik-Aufenthalten hinter dir, vielleicht auch an psychosomatischen Behandlungen oder kognitiven Verhaltenstherapien. Unsere Erfahrung bestätigt die Einschätzung der Forschung: Diese, als multimodal bezeichneten Therapien sind äußerst wichtig und für FMS-Patienten oft alternativlos.

Das FMS ist derart komplex, dass dir eine multimodale, meist auch multiprofessionelle Behandlung die größten Chancen bietet. Eine Kombination aus Physiotherapie, Psychotherapie und ärztlicher Therapie wird empfohlen.27)

Die Behandlung, so empfiehlt die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) weiter, sollte überwiegend ohne Medikamente auskommen 28) und dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ verpflichtet sein. Für dich bedeutet das: Du bist ein aktiver Teil deiner FMS-Therapie und kannst dir eine Menge Lebensqualität selbst zurückholen! 29)

Kurz & Knapp: Das Wichtigste zur Therapie

  • Nach einer sauberen ärztlichen Diagnostik erfolgt idealerweise eine multimodale Therapie, die hochgradig individuell an deine Symptome und deine Lebenssituation angepasst ist.
  • Ein sogenannter Goldstandard für die Behandlung existiert nicht, allerdings gibt es praxiserprobte Empfehlungen und zum Teil eindeutige Studienergebnisse.
  • Negative Einflussfaktoren wie Stress und Schlafstörungen solltest du kleinhalten, positive Einflussfaktoren wie Sport oder Entspannung in deinen Alltag einbauen. Dann können sich deine Symptome deutlich bessern und FMS kann kontrollierbar werden.
  • Ganz wichtig dafür: Setze dir kleine Ziele, die du gut erreichen kannst.30)
  • Der wichtigste Baustein einer erfolgreichen Langzeit-Therapie ist ein  maßgeschneidertes Übungs- und Sportprogramm zur Bewegung und Entspannung.
  • Diese Übungstherapie für zu Hause sollte Spaß machen und leicht durchführbar sein.31)

4.1 Übungstherapie, Physiotherapie und Sport

Viele FMS-Patienten vermeiden zunächst unnötige Bewegungen — dabei ist die richtige Bewegung und Muskelentspannung essenziell, um den Weg der Besserung einzuschlagen. Nicht von ungefähr erhalten in den Leitlinien der Europäischen Rheumatologen (European League Against Rheumatism, EULAR) körperliche Übungen als einzige Therapievariante das Prädikat „stark empfohlen“ – von Ausdauertraining bis Aquajogging.32)

Auch die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin empfiehlt auf Basis der wichtigsten Studien 33) 34) 35) 36) 37) ein Ausdauer- und/oder Krafttraining mittlerer Intensität: zwei bis drei Mal pro Woche für je 30 Minuten Fahrradfahren, Walken, Tanzen oder Wassergymnastik — ganz wie du magst und wie gut es dir tut.

Fernöstliche Übungstherapien wie Tai Chi haben sich wegen der Kombination aus Bewegung und Entspannung ebenfalls als wirksam erwiesen.38)

Von anderen Therapien und Anwendungen wird in der „leitliniengerechten Therapie der Fibromyalgie” zum Teil abgeraten. Dazu gehören die Chiropraktik, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie oder die transkranielle Gleichstromstimulation.39)

Studien zeigen, dass Akupunktur an individuell gewählten Punkten die Beschwerden von Fibromyalgie-Patienten lindert.40) Allerdings sind hier die Kosten und Behandlungsdauer vergleichsweise hoch. Zudem braucht es einige Anwendungen, bevor eine Wirkung eintritt. Gleiches gilt für eine TENS-Behandlung. TENS steht für transkutane elektrische Nervenstimulation. Dabei werden Schmerzen mit elektrischen Impulsen behandelt. In einer placebokontrollierten Studie konnte eine kurzfristige Symptomverbesserung bei Bewegungsschmerzen erzielt werden.41)

4.2 Medikamentöse Therapie

Zu sehen sind verschiedene Tablettenpackungen

Antidepressiva und Antikonvulsiva

In den meisten Fällen werden Medikamente gegen Depressionen, also Antidepressiva, zur Behandlung einer Fibromyalgie eingesetzt. Als Mittel der Wahl gelten sogenannte trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin. Sie blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin und/oder Noradrenalin. Damit soll die Konzentrationsfähigkeit erhöht und Konzentrationsstörungen entgegengewirkt werden.42) Auch Antikonvulsiva, das heißt krampflösende Mittel, werden verschrieben, wenn Ärzte eine medikamentöse Therapie in Betracht ziehen. Insgesamt macht man sich hierbei die schmerzmindernde Wirkung schon in niedriger Dosierung zunutze.43) 44) Allerdings helfen diese Medikamente nicht jedem Patienten gleich gut und manchmal zeigt erst die zum Teil risikobehaftete Kombination aus mehreren Medikamenten einen Effekt.45)

Schmerz- und entzündungslindernde Medikamente (NSAR)

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zählen zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln in Deutschland. Sie wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Greifst auch du bei deinen Schmerzschüben bevorzugt zur Ibuprofen-Tablette? Das ist ab und an natürlich in Ordnung, damit es dir schnell besser geht. Eine dauerhafte Lösung stellen solche NSAR aber nicht dar, wie die DSG-Leitlinie zu Recht betont:

„Weil […] die potentiellen Risiken einen erwartbaren und tatsächlichen Nutzen weit überwiegen, kann der Einsatz dieser Medikamente nur für sehr kurze Zeit […] und nicht als dauerhafte Therapieoption empfohlen werden.“ 46) 47) 48)

Bitte bedenke außerdem: Alle derzeit in der Praxis eingesetzten Medikamente können Symptome von FMS wie Schmerz, Müdigkeit, Libidoverlust oder Magen-Darm-Beschwerden, die sich dadurch eigentlich bessern sollen, auch hervorrufen oder verschlimmern! 49) 50) 51)

5. Übungen für den ganzen Körper


Selbsthilfe und Eigenübungen sind der Schlüssel, damit sich deine FMS-Symptome bessern und du die Erkrankung kontrollieren kannst. Ist das nicht eine wirklich gute Nachricht? Unsere Übungen bieten dir im Rahmen deiner multimodalen Therapie dafür eine Fülle an Möglichkeiten!

✅ Du hast deinen Lieblingssport oder die Entspannungstechnik deiner Wahl schon gefunden? Umso besser! Kombiniere dein wöchentliches Ausdauer- oder Krafttraining einfach mit unseren täglichen Übungen. Wir sind davon überzeugt, dass sie dir gut tun werden und du dein ärztlich empfohlenes Übungsprogramm noch schmerzfreier und mit noch mehr Freude machen kannst.

✅ Du bewegst dich noch wenig und hast dich bisher für das „verordnete“ Training noch nicht aufraffen können? Dann taste dich langsam an unsere Übungen heran und spüre genau in deinen Körper hinein. Sollten die Schmerzen aufgrund der Übungen zunehmen, besteht noch kein Grund zur Panik. Eine Erstverschlimmerung kann gerade beim Fibromyalgiesyndrom eine normale Reaktion deines Körpers sein. Geht es dir nach den Übungen aber dauerhaft schlechter statt besser, signalisiert dir dein Körper, dass du es womöglich übertreibst. Sprich dann am besten mit deinem Arzt, pausiere für einen oder zwei Tage und/oder verringere bei deinen nächsten Übungseinheiten ein wenig die Intensität, um dich anschließend wieder in kleinen Schritten zu steigern.

✅ So oder so: Unsere Übungen für den ganzen Körper können für dich zu einem wichtigen Baustein deiner natürlichen Langzeittherapie bei FMS werden.

  • Sie bieten dir die medizinisch empfohlene Kombination aus Bewegung und Entspannung, können Stress mindern und für ein besseres Körpergefühl sorgen.
  • Trainierst du regelmäßig, machen die Übungen dir immer mehr Spaß.
  • Sie sind leicht durchführbar, kosten kaum Zeit und ermöglichen es dir, deine Fortschritte jederzeit direkt zu spüren.

✅ Orientiere dich immer an deinem persönlichen Wohlfühlschmerz. Die besten Ergebnisse erzielst du, wenn du bei jeder Dehnung einen intensiven Schmerz spürst, dabei aber noch ruhig atmen kannst und nicht verkrampfst. Du musst den Schmerz also noch gut aushalten können.

✅ Übe an sechs Tagen pro Woche und führe die Übung mindestens einmal täglich aus. Falls du die entspannenden Reparatur-Vorgänge in deinen Muskeln und Faszien noch besser unterstützen möchtest, kannst du die Wiederholungen auch im 12-Stunden-Rhythmus durchführen: einmal morgens, einmal abends.

✅ Für jeden Übungsschritt solltest du zwei bis zweieinhalb Minuten investieren und mindestens 90 Sekunden in der jeweiligen Dehnung bleiben.

Verzichte so weit wie möglich auf die Einnahme von Schmerzmitteln. Unsere Übungen nutzen deinen Schmerz als Ausgangspunkt und täglichen Vergleichswert. Du solltest ihn daher nicht künstlich unterdrücken, sondern als Orientierung für die korrekte Übungsdurchführung und Dehnungsintensität einsetzen. Schmerzmittel würden deine Fortschritte nur verfälschen und dir ein unrealistisches Bild deines Schmerzzustands vermitteln.

Wie fängst du an?

Du weißt selbst am besten, an welchen Körperregionen deine Beschwerden jetzt gerade am schlimmsten sind. Fange am besten dort an, aber übernimm dich nicht und mache nicht zu viele verschiedene Übungen auf einmal. Sei zudem bitte geduldig: Es wird mehrere Monate dauern, bis sich die Wirkung der Übungen voll entfalten kann. Wir haben dir unterschiedliche Übungen von Kopf bis Fuß zusammengetragen, sodass du selbst die passende Übung für dich auswählen kannst.

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Über diesen Artikel

Roland Liebscher-Bracht

Autor:
Roland Liebscher Bracht
Schmerzspezialist und Spiegel-Bestseller Autor

Mehr über den Autor
Dr. Egbert Ritter, Unfallchirurg und eh. Oberarzt im UKH Salzburg

Medizinische Prüfung:
Dr. med. Egbert Ritter
Facharzt für Unfallchirurgie & Eh. Oberarzt in Salzburg

Mehr über den Prüfer
Liebscher & Bracht Therapeutin Jana Keukenbrink

Therapeuten-Review:
Jana Keukenbrink
Zertifizierte Liebscher & Bracht- Therapeutin

Mehr über die Therapeutin

Veröffentlicht am: 05.12.2018 | Letzte Aktualisierung: 02.03.2023

Roland Liebscher-Bracht

Autor:
Roland Liebscher Bracht
Schmerzspezialist und Spiegel-Bestseller Autor

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Dr. Egbert Ritter, Unfallchirurg und eh. Oberarzt im UKH Salzburg

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Liebscher & Bracht Therapeutin Jana Keukenbrink

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Veröffentlicht am: 05.12.2018
Letzte Aktualisierung: 02.03.2023

Quellen & Studien

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