Was ist die Ursache einer Frozen Shoulder?
Wenn fast nichts mehr geht, dein komplettes Schultergelenk „eingefroren“ ist und du unter starken Schmerzen leidest, hat sich eine Frozen Shoulder bei dir breitgemacht. Das klingt kompliziert, ist meistens jedoch ganz einfach zu erklären. Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht verrät dir in diesem Video alles, was du zur Ursache einer Schultersteife wissen musst:
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Die besten Übungen gegen Frozen Shoulder
Hier findest du mehrere Übungen, die dir gegen deine Frozen Shoulder helfen können. Mache sie regelmäßig, um deine Beschwerden loswerden.
Übungen ansehenStudie: Eine Operation ist bei Schulterschmerzen oft überflüssig!
Eine Studie zeigt, dass OPs bei Schulterschmerzen oft überflüssig sind.
Mehr erfahrenSo entsteht die Frozen Shoulder
Du hast bereits die Diagnose „Frozen Shoulder“ erhalten und willst wissen, ob Injektionen oder eine Schulter-OP (Arthroskopie) für die Behandlung deiner Schultererkrankung wirklich unumgänglich sind? Vielleicht bist du durch das Video auch einfach neugierig geworden? Dann kannst du jetzt noch tiefer ins Thema einsteigen und selbst zum Schulterspezialist werden. Wir erklären dir ganz konkret, was sich bei einer Schultersteife in deinem Körper abspielt, und nehmen dafür zunächst den Aufbau deiner Schulter in den Blick.
Am Hauptgelenk deines Schultergürtels laufen die Sehnen zahlreicher Muskeln aus. Sie bilden eine Art „Sehnen-Mantel“, der den Gelenkkopf des Oberarmknochens fast vollständig umschließt. Dieses Muskel-Sehnen-Bündel bezeichnet man als Rotatorenmanschette.

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Das Hauptgelenk der Schulter, das von der Rotatorenmanschette umfasst wird, heißt Humeroscapulargelenk. Dabei handelt es sich um ein Kugelgelenk, das vom
- Oberarmknochen (Humerus) und
- dem Schulterblatt (Scapula) gebildet wird.
Da die Gelenkpfanne der Schulter — anders als z. B. in der Hüfte — relativ klein ist, übernehmen die Muskulatur und die Gelenkkapsel die Führung des Gelenks fast alleine. Bereits kleinste Störungen im Muskel- und Fasziengewebe rund um die Kapsel können deshalb die Gelenkbeweglichkeit enorm einschränken.
Die Rolle der Gelenkkapsel
Die Funktionsfähigkeit deines Schultergelenks hängt direkt von der Gesundheit der sie umgebenden Weichteile ab. Umgekehrt gilt daher: Die meisten der heute auftretenden Schulterbeschwerden lassen sich auf muskulär-fasziale Ursachen in der Rotatorenmanschette zurückführen. Das trifft aus unserer Sicht auch auf die Frozen Shoulder zu, wobei hier die Gelenkkapsel eine Schlüsselrolle spielt. Nehmen wir daher ihre Funktion genau unter die Lupe.
Die Gelenkkapsel arbeitet wie eine Ziehharmonika
In jedem menschlichen Gelenk sind beide „Gelenkpartner“ von einer Gelenkkapsel umschlossen. Sie besteht aus zwei Lagen. Die äußere Schicht hält das Gelenk stabil, die innere Schicht (Synovialhaut) produziert die sogenannte Synovialflüssigkeit. Dabei handelt es sich um eine Gelenkflüssigkeit, die das Gelenk „schmiert“ und Eiweißbausteine enthält, aus denen der Knorpel ernährt wird.
Bei allen Bewegungen, die du mit deiner Schulter ausführst, arbeitet diese Kapsel wie eine Ziehharmonika: Sie faltet sich auseinander, wenn du deinen Arm abspreizt — und legt sich wieder zusammen, sobald du ihn zurück an den Körper führst.
Kapsel: erst entzündet, dann verklebt
Hat sich eine Frozen Shoulder (auch Kapsulitis, engl: capsulitis) bei dir gebildet, ist genau diese Ziehharmonika-Funktion gestört. Die Kapsel entzündet sich zu Beginn der Schultersteife, um sich im Laufe der Zeit zu verdicken und zusammenzuziehen. Dann verkleben durch Veränderungen im Kapselgewebe gewissermaßen die Falten — die Ziehharmonika kann sich nicht mehr auseinanderziehen.
Überspannte Muskeln und Faszien
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen stehen bei der Frozen Shoulder also in engem Zusammenhang mit der Gelenkkapsel. Diese ist jedoch nicht ursächlich für die Einsteifung verantwortlich. Vielmehr hat das, was an deiner Kapsel passiert, zumeist eine lange Vorgeschichte.
Einseitige Bewegungsmuster, überspannte Muskeln der Rotatorenmanschette und verfilzte Faszien sind die Protagonisten dieser Geschichte. Sie erhalten ihre Hauptrolle vor allem deshalb, weil unser Alltag heutzutage stark durch sitzende, monotone Tätigkeiten geprägt ist.
Die Folge: Wir nutzen durchschnittlich nur noch zwei Prozent der Gelenkwinkel, die uns die Schulter von Natur aus zur Verfügung stellt.
Zugkräfte bedrohen dein Schultergelenk
Die Muskeln rund um dein Schultergelenk bauen aufgrund der einseitigen Bewegungsmuster eine immer größere Spannung auf. Warum ist das so? Sobald Muskeln — beispielsweise durch häufiges Sitzen ohne den nötigen Ausgleich — „vernachlässigt“ werden, entwickeln sie „Verkürzungen“. Sie werden dadurch unnachgiebig, rosten quasi ein. Willst du diese Muskeln in die Streckung bringen, stößt du mit der Zeit auf immer größere Widerstände.
Gleichzeitig gilt: Je mehr sich eine Körperseite muskulär „verkürzt“, desto stärker muss sich die Gegenseite anstrengen, damit du eine bestimmte Bewegung ausführen kannst. Es entwickelt sich ein Teufelskreis aus Spannung und Gegenspannung, der enorme Zugkräfte auf dein Schultergelenk bringt. Irgendwann ist das Maß voll — dann drohen Verschleiß und Schädigung.
Faszien in deinem Schulterbereich verfilzen
Untrennbar mit den Muskeln verbunden sind die Faszien – die Weichteil-Komponenten des Bindegewebes. Wenn wir uns bewegen, machen die Faszien in einem gesunden Körper die Bewegung automatisch mit und passen sich an die häufig durchgeführten Bewegungen an. Unsere alltäglichen Bewegungsmuster prägen also maßgeblich die Struktur und Flexibilität unserer Faszien.
Was für die Muskeln gilt, betrifft die Faszien daher genauso: Nimmst du mit deiner Schulter immer wieder dieselben Positionen ein, verfilzen die Faszien rund um die verkürzten Muskeln. Im Fall der Frozen Shoulder betrifft dies vor allem deinen Brustbereich.
Über Rezeptoren in der Knochenhaut (interstitielle Rezeptoren) registriert der Körper die entstehende Bedrohung für deine Schulter. Die Überspannung wird von bestimmten Hirnprogrammen festgestellt, ausgewertet und in Form von Schmerzen beantwortet. Diese Schmerzen alarmieren dich, dass in deinem Schulterbereich etwas nicht stimmt. Daher nennen wir sie bei Liebscher & Bracht „Alarmschmerzen“. Viele Patienten spüren sie vor allem im zu Beginn einer Schultersteife.

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Der Stoffwechsel in der Schulter entgleist
Auf den drohenden Verschleiß reagiert dein Körper aber nicht nur mit Schmerzen. Er setzt auch Entzündungen an Schleimbeutel, Bändern, Gelenkschleimhaut und Kapsel in Gang, um den Verschleiß zu reparieren.
Gleichzeitig entgleist der Stoffwechsel rund um die Gelenkpfanne. Eine Ernährung, die überwiegend aus tierischen Eiweißen besteht, führt oft zu einer Übersäuerung der Muskeln und Faszien im Schulterbereich. Dies treibt reichlich Wasser aus dem Fasziensystem und verschlimmert den Krankheitsverlauf: Nährstoffe werden schlechter zu den Schultermuskeln und den Faszien transportiert und auch der Abtransport nicht mehr benötigter Stoffwechselprodukte in der Zwischenzellflüssigkeit funktioniert nicht mehr richtig. Dadurch verkleben die Faszien rund um dein Schultergelenk — alles wird trocken und spröde, mitunter entsteht eine Kalkschulter. Die Kapsel wird schlechter durchblutet, „verhungert“ regelrecht und zieht sich zunehmend zusammen.
Halten wir fest: Für uns ist die Frozen Shoulder nichts anderes als eine Schulter, die sich immer weiter in ihre Verkürzung hineingearbeitet hat — oft über Jahre oder Jahrzehnte. Wir bezeichnen die Schultersteife daher auch als Hexenschuss der Schulter. Schmerzen, Arthrose des Schultergelenks, Impingements, Kalkschulter, Schleimbeutelentzündung und kleinere Verletzungen an der Schulter sind Resultate ein und desselben Enstehungskreises: vernachlässigte Gelenkwinkel aufgrund einseitiger Bewegungsmuster, die zu einer eingeschränkten Gelenkbeweglichkeit führen.
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Herkömmliche Erklärungsversuche
Selbst Schulterspezialisten tappen noch immer im Dunkeln, wenn es um die Ursachen der Schultersteife geht. Neuere
Forschungsergebnisse liefern jedoch interessante Hinweise auf das, was bei einer Frozen Shoulder in deinem Körper
passiert. Einige der Befunde stützen unsere Erklärung.
Die Fibroblasten spielen verrückt
Eine Schlüsselrolle bei der Erkrankung scheinen die Fibroblasten zu spielen. Diese Zellen sind Hauptbestandteil
deines Bindegewebes und für die Reproduktion gesunder Faszien verantwortlich. Nachgewiesen wurde, dass sich
Fibroblasten bei einer Frozen Shoulder vergrößern und ungewöhnlich stark vermehren. Dadurch bildet sich an der
Gelenkkapsel fibroblastisches Gewebe, das in die Gelenkschleimhaut „hineinwachsen“ kann. Gleichzeitig zeigen sich
oft Knoten aus Kollagen — einem Eiweiß, das von den Fibroblasten produziert wird und in den unelastischen Fasern
von Sehnen und Bändern vorkommt. 1), 2)
Was sagen uns diese Beobachtungen? In erster Linie, dass es tatsächlich ein aus dem Gleichgewicht geratener
Stoffwechsel ist, der deine Schulter unbeweglich und schmerzhaft macht. Bleibt nur die Frage, was die überschießende
Bildung neuen Bindegewebes ursächlich auslöst und eine schnelle Verbesserung der Symptomatik oft verhindert.
Diabetes, Schilddrüse und Co.?
Genau hier liegt die blinde Stelle vieler Erklärungsversuche. Aus herkömmlicher Perspektive könnten übergreifende
Stoffwechselstörungen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Schultersteife zu bekommen. So weisen Studien darauf hin,
dass die „kapsuläre Schultersteife gehäuft bei Diabetikern auftritt. Beim Diabetes mellitus beträgt das
Erkrankungsrisiko 10–19 Prozent, beim insulinpflichtigen Diabetes sogar bis zu 36 Prozent und bei bis zu 42 Prozent
dieser Patienten können beide Seiten betroffen sein“
Funktions-Störungen der Schilddrüse gelten in der Schulmedizin ebenfalls als Risikofaktor. Gleiches gilt für
- Schlaganfälle,
- einen erhöhten Cholesterin- und Adrenalin-Spiegel im Blut,
- sogenannte „Systemische Erkrankungen“ wie die Parkinson-Krankheit,
- Autoimmun-Störungen des Bindegewebes wie Morbus Dupuytren oder
- komplexe Schmerz-Syndrome wie Morbus Sudeck 5)
Keine Auswirkungen auf die Behandlung
Wir halten den Erkenntnisgewinn derartiger Erklärungen für gering. Zum einen werden die genannten Einflussfaktoren
teilweise kontrovers diskutiert, 6), zum anderen spielen sie für die Therapie einer Frozen Shoulder kaum eine Rolle.
Interessanter ist aus unserer Sicht: Arbeitnehmer, die in ihrem Job viel sitzen, leiden häufiger unter einer Frozen
Shoulder als solche, die körperlich arbeiten 7). Es sind diese einseitigen Bewegungsmuster unseres Alltags, die für uns die eigentliche Ursache der steifen Schulter darstellen. Genau dort setzt daher die Behandlung
nach Liebscher & Bracht an. Alles zu unserer Therapie und das geballte Wissen zur Frozen Shoulder findest du in unserem großen Schmerzlexikon-Artikel. Mit allen Infos zu Symptomen, Krankheitsverlauf, Behandlung und Übungen kannst du nachvollziehen, warum Medikamente, Injektionen oder Arthroskopien deine Schulterschmerzen nicht dauerhaft beseitigen können.
Quellen & Studien
- ↑1 Katthagen, J.C., Jensen, G., Voigt, C., Lill, H., Schultersteife. In: Der Unfallchirurg; 2012, (115) 6, S. 530
- ↑2 Kilian, O., Kriegsmann, J., Berghäuser, K., Stahl, J.-P., Horas, U., Heerdegen, R., Die “frozen shoulder”. In: Der Chirurg; 2001, 72, S. 1304
- ↑3 Schleip, R., Findley, T.W., Chaitow, L., Huijing, P. (Hrsg.), Lehrbuch Faszien; 2014. Urban & Fischer. S.
148 - ↑4 Robinson, C.M., Seah, K.T.M, Chee, Y.H., Hindle, P., Murray, I.R., Frozen Shoulder. In: The Journal of Bone
& Joint Surgery; 2012, (94) 1, S. 2 - ↑5,↑6,↑7 Buess, E., Frozen Shoulder: Diagnose, Verlauf und Optionen für die Therapie. In: Orthopädie & Rheuma; 2012, (15) 1, S. 20