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Kieferklemme & Kiefersperre — Wieder entspannt den Mund bewegen

Roland Liebscher-Bracht
Schmerzspezialist & Bestseller-Autor
Geprüft von: Dr. med. Egbert Ritter
Am Wochenende ausschlafen und beim Aufwachen genüsslich gähnen. Zum Frühstück einen großen Apfel essen. Am Nachmittag mit Freunden treffen und lauthals lachen. Das ist einfach schön. Wenn dir dein Kiefer ständig Sorgen macht, kannst du all das aber kaum noch genießen.
Lässt sich dein Mund nicht richtig öffnen, leidest du wahrscheinlich an einer Kieferklemme. Das Gegenteil ist die Kiefersperre. Dabei kannst du den Mund nicht entspannt schließen.
Eine gesunde Mundbewegung ist also in beiden Fällen nicht mehr möglich. Dahinter steckt eine zu hohe Spannung deiner Muskeln und Faszien. Krankheiten und medizinische Eingriffe verstärken die Überspannungen ins Extreme, sodass der Kiefer blockiert. Dein Arzt kann dir eine genaue Diagnose geben. Willst du sofort etwas dagegen tun? Dann findest du hier heraus, wie du mit einfachen Übungen den Kiefer entspannen kannst.

Roland Liebscher-Bracht
Schmerzspezialist & SPIEGEL-Bestseller-Autor

Medizinische Prüfung: Dr. med. Egbert Ritter

© Syda Productions | shutterstock.com
1. Unterschied zwischen Kieferklemme & Kiefersperre
Kurz & Knapp
- Kieferklemme: Du willst deinen Kiefer öffnen, aber es ist fast unmöglich. Die Bewegung fällt dir schwer und ist nur unter Schmerzen möglich.
- Kiefersperre: Es ist beinahe unmöglich, deinen Kiefer ganz zu schließen. Du schaffst es nur schwer oder unter großen Schmerzen.
- Diese Blockaden des Kiefers können je nach Ursache unterschiedlich lange andauern.
Welche Kieferöffnung normal ist und wie dein Arzt eine Kieferklemme oder Kiefersperre diagnostiziert, erfährst du im nächsten Kapitel.
Das Kiefergelenk ist eines der beweglichsten Gelenke in deinem Körper.1) Gleichzeitig hält es enormen Kräften stand, denn deine Kaumuskulatur kann bis zu 82 Kilogramm bewegen.2) Täglich führen die beteiligten Muskeln und Faszien beim Kauen und Sprechen höchst präzise Bewegungen aus. Wenn sie verspannt sind oder anderweitig in ihrer Funktion beeinträchtigt werden, kommt es schnell zu einer Blockade des Kiefergelenks.
Die Bezeichnungen können sehr verwirrend sein. Mit einer Eselsbrücke kannst du dir den Unterschied leichter merken. Denk an eine Büroklammer (Kieferklemme) und eine Straßensperre (Kiefersperre):
- Die Büroklammer klemmt das Papier fest zusammen.
- Die Straßensperre hält den Weg offen, zum Beispiel für einen vorbeifahrenden Zug.
Wie lange dauert die Blockade?
Die Kieferklemme und die Kiefersperre sind Gegenteile und treten als Symptome verschiedener Krankheiten auf. Willst du deinen Kiefer befreien, musst du die Ursache beseitigen.
Bis eine Kieferklemme ursächlich behoben ist, können manchmal mehrere Wochen vergehen. Oft steckt eine komplexe Krankheit dahinter, die sich nur langsam behandeln lässt. Im Gegensatz dazu kann eine Kiefersperre meistens in wenigen Minuten behoben werden. 3)
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Kurz & Knapp
- Eine normale Kieferöffnung liegt bei Erwachsenen zwischen 40 und 50 Millimetern.
- Um eine Kieferklemme oder Kiefersperre zu beurteilen, wird der Abstand zwischen deinen oberen und unteren Schneidezähnen gemessen.
- Zur genauen Diagnose setzt man technische Hilfsmittel wie Röntgenstrahlung, MRT oder CT ein.
Um die Blockade des Kiefers zu verstehen, solltest du die Funktion eines gesunden Kiefergelenks kennen.
Woran erkennst du eine Kieferklemme oder Kiefersperre? Der Befund ist einfach: Wenn dein Kiefer blockiert ist und du ihn nicht richtig öffnen oder schließen kannst.
Das muss nicht immer extrem sein. Manchmal können Patienten ihren Mund auch „nur“ eingeschränkt auf- und zumachen. Du selbst kannst am besten beurteilen, wann du Schwierigkeiten bemerkst. Für eine objektive Diagnose wird ein Arzt deine Kieferöffnung messen. Dazu bestimmt er den Abstand zwischen deinen oberen und unteren Schneidezähnen.
2.1 Welche Kieferöffnung ist normal?
Normalerweise erreichen Menschen mit gesundem Kiefer eine sogenannte „Schneidekantendistanz“ von 40 bis 50 Millimetern.4)5) Um diese zu ermitteln, misst der Arzt den Abstand zwischen den vorderen Schneidezähnen deines Ober- und Unterkiefers bei maximaler Mundöffnung. Je nach Körperbau und Alter kann die Kieferöffnung und somit die Schneidekantendistanz variieren.
„Obwohl Frauen generell mobilere Gelenke besitzen, weisen Männer eine 3 – 5 mm weitere Mundöffnung auf.“ 6)
Natürlich ist noch viel mehr möglich. Der Weltrekord für die größte gemessene Mundöffnung liegt bei 8,8 Zentimetern.7) Wenn du deine Kieferöffnung mit unseren Übungen trainieren willst, gehe behutsam vor und überfordere deinen Körper nicht.
2.2 Wie stellt der Arzt eine Diagnose?
Zuerst wird ein Arzt mit dir sprechen, um die Vorgeschichte deiner Erkrankung (Anamnese) aufzunehmen. Da mehrere Krankheiten eine Blockade deines Kiefers verursachen können, erhält ein Mediziner somit wichtige Anzeichen für die Ursache.
Kieferklemme
Anschließend wird er bei einer Kieferklemme den Schweregrad bestimmen. Dazu misst der Arzt die Schneidekantendistanz deiner vorderen Schneidezähne. Bei zahnlosen Menschen erfolgt die Messung anhand der Alveolarknochen, in denen die Zähne verankert waren.

© pixelaway | shutterstock.com
Die Kieferklemme wird in drei Schweregrade eingeteilt:8)
- Grad 1: Die Mundöffnung ist nach dem eigenen Empfinden leicht eingeschränkt.
- Grad 2: Die Mundöffnung ist auf maximal 10 Millimeter begrenzt.
- Grad 3: Die Mundöffnung erreicht maximal 1 Millimeter.
Kiefersperre
In der Regel können erfahrene Ärzte schon mit einer sorgfältigen Anamnese die Ursache deiner Beschwerden erkennen. Gerade bei einer Kiefersperre liegt die Ursache schnell auf der Hand, weil sie meist durch Verrenkung ausgelöst wird. Das betrifft vor allem Menschen zwischen 25 und 45 Jahren 9). Dein Alter gibt dem Arzt also einen wichtigen Hinweis.
Fällt die Diagnose aufgrund einer ungewöhnlichen Symptomatik schwer, können klinische Untersuchungen helfen. Mit einem Röntgenbild oder einer Magnetresonanztherapie (MRT) gewinnen die Fachärzte einen besseren Einblick.
Der Einsatz von Röntgenstrahlen zeigt nicht nur den Zustand der Knochen, sondern auch das umliegende Weichgewebe. Am Kiefer können somit Muskeln, Gelenkkapseln, Gelenkscheiben, Sehnen und Bänder genauer untersucht werden. Wenn eine Diskusverlagerung dein Kiefergelenk blockiert, kommt es oft zu einer Kiefersperre. So etwas lässt sich durch das Röntgen gut erkennen. Bei Verdacht auf einen Knochenbruch (Fraktur) oder eine Tumor-Erkrankung sorgt die Computertomografie (CT) für Klarheit. Ein digitales Volumentomogramm (DVT) kann eine sinnvolle Alternative sein, denn die Strahlenbelastung fällt dabei deutlich niedriger aus.10)
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3. Gesunde Mundöffnung: Zusammenspiel von Muskeln und Faszien
Kurz & Knapp
- Die lockere Verbindung zwischen Ober- und Unterkiefer macht dein Kiefergelenk höchst flexibel, aber auch anfällig.
- Deine Kaumuskulatur besteht aus unterschiedlichen Muskeln zum Schließen und Öffnen des Kiefers. Die Kieferschließer sind deutlich stärker.
- Faszien geben Stabilität und entscheiden über die Beweglichkeit.
Insgesamt sorgen diese drei Faktoren für eine gesunde Mundöffnung. Eine Störung muss behandelt werden, denn sie ist oft Ursache einer Kieferklemme oder Kiefersperre.
Willst du genau verstehen, was bei einer Kieferklemme oder einer Kiefersperre passiert? Dann hilft es dir, wenn du mit uns in diesem Abschnitt zuerst die Funktion einer normalen Mundöffnung nachvollziehst.
Um den Mund zu öffnen und zu schließen, arbeiten Kiefergelenk und Kaumuskulatur eng zusammen. Sie bilden eine funktionelle Einheit, die im Alltag für wichtige Aufgaben wie das Kauen, Schlucken und Sprechen verantwortlich ist.
3.1 Kiefergelenk: Sitzt, passt, wackelt und hat Luft
Dein Kiefergelenk ist perfekt eingepasst und sitzt locker. Deshalb ist es besonders beweglich. Der Kiefer selbst besteht aus zwei Elementen:
- Oberkiefer – ist ein starrer Bestandteil des Gesichtsschädels.
- Unterkiefer – hängt lose am Kiefergelenk und lässt sich in alle Richtungen bewegen.

© VectorMine | shutterstock.com (bearbeitet)
Kurz vor deinem Gehörgang liegt die Verbindungsstelle. Hier sitzt das flexible, aber empfindliche Kiefergelenk. Der obere Teil wird durch das sogenannte Schläfenbein gebildet. Dort befindet sich die Unterkiefergrube (Fossa mandibularis), die nach vorne durch den Gelenkhöcker (Tuberculum articulare) begrenzt ist. Der Unterkiefer schließt mit seinem Gelenkkopf (Caput mandibulae) am Oberkiefer an. Auf ihm liegt eine Gelenkscheibe (Discus articularis), die immer für eine gleichmäßige Bewegung sorgt und von zahlreichen Nerven umgeben ist.11)
Entdecke das Kiefergelenk mit deinen Fingern
Die Gelenkgrube des Oberkiefers kannst du vorsichtig ertasten. Das gibt dir ein Gefühl für die Bewegungen, die dort stattfinden. Probiere die folgenden Schritte aus und entdecke dein Kiefergelenk jetzt selbst:
- Lege dazu die Fingerspitzen der Zeigefinger vor deine Ohrmuscheln, genauer gesagt vor den Tragus. Das ist die kleine Erhebung vor der Öffnung des äußeren Gehörgangs.
- Öffne und schließe nun langsam deinen Mund.
- Unter deinen Fingerspitzen fühlst du eine leichte Bewegung. Das ist der Gelenkkopf, welcher sich in der Gelenkgrube bewegt.12)
Nun weißt du, wo genau sich dein Kiefergelenk befindet und konntest bewusst seine Bewegung spüren. Lies weiter und finde heraus, welche muskulären Abläufe dahinterstecken.
3.2 Kaumuskeln: Stärker, als du denkst
Kräftige Muskeln halten und führen dein Kiefergelenk. Insgesamt besteht die Kaumuskulatur aus vier Muskeln. Sie haben unterschiedliche Aufgaben, aber können bei ihrer Bedeutung für die Mundöffnung in zwei Gruppen eingeteilt werden.
Kiefer schließen:
- Kaumuskel (Musculus masseter)
- Schläfenmuskel (Musculus temporalis)
- innerer Flügelmuskel (Musculus pterygoideus medialis)
Kiefer öffnen:
- äußerer Flügelmuskel (Musculus pterygoideus lateralis)

© decade3d – anatomy online | shutterstock.com (bearbeitet)
Der Musculus masseter ist – im Verhältnis zu seiner Größe – der stärkste Muskel im menschlichen Körper.13) Deshalb können deine Kieferschließer beim Kauen enorme Kräfte erzeugen. Der Schläfenmuskel erfüllt noch eine zusätzliche Funktion: Er kann den Unterkiefer zurückziehen. Der innere Flügelmuskel hebt den Unterkiefer an. Dagegen sorgt der äußere Flügelmuskel für die Kieferöffnung. Außerdem ist er für die seitliche Bewegungen nach links und rechts verantwortlich, sodass du beim Kauen die wichtigen Mahlbewegungen ausführen kannst.14)
3.3 Faszien: Der Schlüssel zur Beweglichkeit
Die Muskulatur unseres Körpers ist von elastischem Bindegewebe, der sogenannten Faszie, umgeben. Mehr oder weniger dichte Faszien-Häutchen durchziehen und umhüllen deine Muskeln. Bei jeder Gelenkbewegung ziehen sich einige Muskeln und Faszien zusammen. Gleichzeitig geben ihre entgegengesetzten Strukturen nach und werden gedehnt. Spezielle Zellen des Bindegewebes – die Fibroblasten – pflegen deine Faszien. Steigt die Belastung an, verstärken sie die Faszien-Fäden. Werden Muskeln und Faszien weniger beansprucht, bauen die Fibroblasten deine Faszie hingegen langsam zurück.
Umfangreiche Bewegungen in allen von Natur aus möglichen Gelenkwinkeln halten die Faszie gesund.
Bewegst du deinen Kiefer also wenig oder in zu geringem Umfang, können die Faszien-Fäden dort entarten. Sie „verfilzen“ und werden unnachgiebig. Dadurch fällt dir eine große Mundöffnung immer schwerer. Das merkst du vielleicht schon beim Gähnen. Die Überspannung der Faszien ist oft die wahre Ursache für verschiedene Beschwerden und kann zur Entstehung einer Kieferklemme oder Kiefersperre beitragen.15)
Willst du etwas dagegen unternehmen? Schau dir unsere einfachen Übungen in Kapitel 5 an.
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4. Ursachen & medizinische Eingriffe bei Kieferklemme und Kiefersperre
Kurz & Knapp
- Oft sind überspannte Muskeln und Faszien der ursächliche Grund für die Entstehung einer Kieferklemme oder Kiefersperre.
- Ausgelöst wird die Blockade deiner Mundöffnung aber erst durch Krankheiten oder äußere Eingriffe.
- Dehnübungen helfen in vielen Fällen bei der Vorbeugung und Behandlung.
Im nächsten Kapitel findest du unsere Übungen gegen Kieferklemme und Kiefersperre.
Kieferklemme und Kiefersperre sind keine eigenständigen Erkrankungen, sondern gelten als Symptome einer anderen zugrunde liegenden Krankheit. Die medizinischen Gründe können sehr unterschiedlich sein und reichen von mechanischen Ursachen über Entzündungen bis zu zahnmedizinischen Komplikationen.
Unabhängig von der Diagnose einer bestimmten Krankheit spielen deine Muskeln und Faszien immer eine große Rolle. Stehen sie dauerhaft unter zu hoher Spannung, können sie die Entstehung einer Kieferklemme oder Kiefersperre begünstigen. Oft sind muskuläre und fasziale Überspannungen eine erste Voraussetzung für Probleme bei der Mundöffnung. Sind deine Faszien gut gedehnt und flexibel, kannst du eine Kieferklemme oder -sperre aber ziemlich zuverlässig vermeiden.
4.1 Die (wahre) Ursache für Kieferklemme und Kiefersperre
Drei Bereiche sind für eine gesunde Mundöffnung notwendig. Kommt es hier zu einer Beschädigung oder sind ihre Funktionen behindert, kannst du deinen Mund nur schwer auf- und zumachen. Gemeint sind:
- gesunde Knochen,
- flexible Muskeln,
- elastische Faszien.

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Gesunde Ernährung und Mundöffnung
Oft ist einer dieser Bereiche leider „vorbelastet“, nämlich deine Faszien. Der Grund liegt in unserer modernen Ernährung. Unser Essen ist heute schön weich gekocht. Gerade Snacks werden in kleinen, „mundgerechten“ Häppchen serviert. Meist fehlt auf unserem Speiseplan festere Nahrung wie zum Beispiel Nüsse, Kerne oder Rohkost. Die tägliche Portion Obst und Gemüse wird häufig klein geschnitten. Überleg mal: Wann hast du zuletzt einen richtig großen Bissen von einem Apfel genommen?
Richtig, wir öffnen unseren Mund kaum und nutzen nur einen geringen Teil der möglichen Gelenkwinkel unseres Kiefers. Gleichzeitig ist der biomechanische Kraftaufwand beim Kauen sehr niedrig. Unsere Muskeln und Faszien werden viel zu wenig beansprucht. Dadurch verlieren sie an Elastizität.
Jedes Mal, wenn ein Gelenk gestreckt oder gebeugt wird, ziehen sich Muskeln und Faszien zusammen. Die entgegengesetzt wirkenden Strukturen geben nach und dehnen sich.16)
Regelmäßige Bewegung ist also ein Zeichen für deinen Körper, die beanspruchten Strukturen zu pflegen. Im Falle der Faszien sind dafür die sogenannten Fibroblasten zuständig. Bei steigenden Belastungen verstärken sie die Faszie. Werden die Faszien kaum bewegt, bauen die Fibroblasten sie langsam zurück. Finden manche Bewegungen gar nicht mehr statt – zum Beispiel eine weite Mundöffnung – entartet die Faszie. Sie wird zunehmend steif und fest. Natürlich kannst du deinen Kiefer noch öffnen und schließen, aber mit der Zeit wird die Öffnung geringer. Vielleicht erreichst du schon jetzt keine normale Mundöffnung mehr.
Verkürzte Muskeln und Faszien als Vorstufe der Kieferklemme
Die verkürzten Muskeln und Faszien beeinträchtigen dauerhaft die Beweglichkeit deines Unterkiefers. Im Umfeld dieser hohen Spannungen braucht es dann nur eine kleine Irritation, damit dein Kiefer aus dem Gleichgewicht gerät und blockiert. Ein Krampf, eine Entzündung oder eine strukturelle Verletzung setzt dem Ganzen im negativen Sinn die Krone auf: Es kommt zur Blockade deines Kiefers.
Leider ist der überspannte Kiefer in dieser Situation besonders anfällig für Muskelkrämpfe, denn bei verkürzter Muskulatur lassen sich Krämpfe noch leichter auslösen.17) Daher kommt es häufig vor, dass ein Krampf der Kaumuskulatur eine Kieferklemme zur Folge hat. 18)
Bei einer Kieferklemme liegt die wahre Ursache in den verkürzten Muskeln und Faszien. Sie können ein Umfeld schaffen, das für Krämpfe prädestiniert ist und auf andere Störfaktoren mit einer Kieferklemme reagiert.
Verkürzte Muskeln und Faszien als Vorstufe der Kiefersperre
Die Kiefersperre wird häufig verursacht, indem sich das Kiefergelenk ausrenkt. Dabei kann der äußere Flügelmuskel eine wichtige Rolle spielen. Wird er durch zu geringe Dehnung im Alltag kürzer und unnachgiebig, kannst du deine Mundöffnung nicht optimal koordinieren. Dein äußerer Flügelmuskel zieht den Kiefer dann immer weiter nach vorn. 19)
Einige Menschen leiden häufig daran, dass ihr Kiefergelenk ausgerenkt ist. Die Erklärung der herkömmlichen Medizin lautet, dass die Bänder rund um das Gelenk zu schlaff seien. Die Ärzte warnen Patienten davor, den Mund weit zu öffnen. Tatsächlich bemerken die Betroffenen aber, dass sie das gar nicht können – so als würden die Muskeln eine weite Öffnung nicht zulassen. 20)
Auch bei einer Kiefersperre sehen wir die biomechanische Ursache in den überspannten Faszien. Sie können bei unerwarteten und schnellen Bewegungen zu einer Verrenkung führen.
4.2 Krankhafte Auslöser für Kieferklemme und Kiefersperre
In der herkömmlichen Medizin sind verschiedene Krankheiten bekannt, deren Symptomatik eine Kieferklemme oder Kiefersperre beinhaltet. Sind deine Muskeln und Faszien stark überspannt, können solche Erkrankungen einen Störfaktor für die natürliche Funktion der Kaumuskulatur darstellen. Dann kommt es zu einer Blockade deines Kiefers.
Allgemein lassen sich eine akute Kieferklemme oder Kiefersperre auf verschiedene Entzündungen, mechanische Ursachen, Verkrampfungen, zahnmedizinische Komplikationen oder die unkontrollierte Vermehrung von Zellen zurückführen. Die Auslöser einer Kieferklemme21) oder Kiefersperre können demnach sehr unterschiedlich sein und sich gegenseitig beeinflussen:

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- Craniomandibuläre Dysfunktion(CMD)
- Diskusverlagerung
- Entzündungen
- Kieferbruch (Fraktur)
- Kieferluxation (Ausrenkung)
- Krämpfe(Trismus)
- Krebserkrankungen(Tumore)
- Leitungsanästhesie
- Narbenbildung
- Tetanus
- Zahnmedizinische Komplikationen
- Zähneknirschen (Bruxismus)
Diskusverlagerung
Unnatürliche Bewegungen können einen negativen Einfluss auf deinen Kiefer haben. Knirschst du mit den Zähnen oder schließt dein Biss nicht korrekt ab, muss er starke Belastungen aushalten.
Zwischen deinem Ober- und Unterkiefer liegt eine Gelenkscheibe (Diskus). Aufgrund der unnatürlichen Belastungen kann sie sich verschieben. Du hörst eventuell ein Knacken im Kiefergelenk. Experten sprechen von einer „anterioren Diskusverlagerung“. Das kann schmerzhaft sein und kommt bei etwa 30 Prozent der Bevölkerung vor.22) Meist findet der Diskus jedoch einen Weg zurück in seine ursprüngliche Position. Die Kieferöffnung wird noch nicht oder nur kurzfristig behindert.
Treten die Verschiebung und das Knacken regelmäßig auf, kann die Diskusverlagerung chronisch werden. Außerdem entsteht möglicherweise ein Diskusprolaps. Die Gelenkscheibe schiebt sich in diesem Fall nicht von selbst zurück und blockiert deinen Unterkiefer. Danach ist die Mundöffnung in der Regel auf etwa 10 Millimeter begrenzt.23) Einen solchen Diskusprolaps kannst du dir wie einen Bandscheibenvorfall im Kiefergelenk vorstellen.
„Mit der Zeit verbessert sich die Mundöffnungskapazität wieder; das Knacken tritt nicht mehr auf, aber die maximale frühere Mundöffnung wird nicht mehr ganz erreicht.“ 24)
Willst du versuchen, deine vorherige Mundöffnung wieder zu erreichen? Dann kannst du gezielt die Muskeln und Faszien deines Kiefers dehnen. Dadurch ist es möglich, dass sich dein Mund weiter öffnet. Versuch es gleich und probiere dafür unsere Übungen aus!
Entzündungen
Häufig führen Entzündungen zu einer Blockade. Sie können sowohl eine Kieferklemme als auch eine Kiefersperre verursachen, indem sich die Entzündung im Kiefer-Bereich ausbreitet.
Manchmal entsteht durch die Entzündung auch ein Abszess. Dabei sammelt sich Eiter in einem neu gebildeten Hohlraum. Dies kann die empfindlichen Weichteile um deinen Kiefer herum betreffen. Dazu zählen unter anderem die Muskeln, das Bindegewebe und somit deine Faszien. Entzündungen und Abszesse sind daher erhebliche Störfaktoren, die deine Mundöffnung einschränken können.
Die Kieferklemme entsteht, weil die großen Kaumuskeln vom Entzündungsprozess betroffen sind und ihre Funktion deshalb nicht vollständig erfüllen können.25)
- Eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) wird durch Viren oder Bakterien ausgelöst. Dazu gehört auch Mumps. 26) Oft erkennt man eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse an einer Schwellung in der Nähe des Ohrs. Teilweise fließt Eiter in die Mundhöhle. Die Entzündung kann Schmerzen beim Kauen verursachen und zu einer Kieferklemme führen.27) Dein Kiefergelenk befindet sich nämlich direkt vor dem Gehörgang. Daher kann eine Entzündung deinen Kiefer in Mitleidenschaft ziehen. Außerdem ist bei eitriger Parotitis häufig der Kaumuskel betroffen28), der eine Mundöffnung unmöglich machen kann. Bei einer infizierten Ohrspeicheldrüse wird als erste Behandlungsmöglichkeit meist Antibiotika verschrieben. Es bekämpft schädliche Bakterien, damit die Entzündung abklingen kann.
Oft ist es hilfreich, die Produktion der Speicheldrüsen anzuregen. Mit Hausmitteln wie Kaugummis, Zitronen oder sauren Bonbons aus der Apotheke kannst du dir zu einem gewissen Teil selbst helfen.29)
- Wenn Karies und infektiöse Keime deine Zähne und den Zahnhalteapparat stark belasten, kann sich daraus ein Abszess entwickeln. Die häufigsten Infektionsquellen sind die Backenzähne (Molare). Bei Erwachsenen geht die Infektion oft von den Weisheitszähnen aus, während bei Kindern die ersten großen Backenzähne Probleme bereiten. Die Molaren im Unterkiefer sind dabei häufiger betroffen. 30) 31)

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- Ein erschwerter Zahn-Durchbruch (dentitio difficilis) kann ähnliche Folgen haben. Gerade bei einem Weisheitszahndurchbruch gibt es oft zu wenig Platz im Mund. Während die Zähne versuchen zu wachsen, bilden sich kleine Nischen. Beim langsamen Verlauf einer dentitio difficilis können sich dort Bakterien ansammeln, sodass es nicht selten zu einer Entzündung kommt. Diese geht häufig mit Schmerzen, Fieber und Abszessen einher. 32) Entsteht durch den Weisheitszahndurchbruch eine Entzündung, führt diese manchmal zu einem Abszess.
Wenn dein Mund aufgrund einer Entzündung geschwollen ist und du an einer Kieferklemme leidest, solltest du die betroffene Stelle kühlen. Das kann anfangs helfen und die Schwellung reduzieren.33) Sicherlich reicht den meisten Menschen ein Handgriff, um ein improvisiertes Kühlmittel aus der eigenen Haus-Apotheke zu holen. So kannst du deine Beschwerden selbst lindern. Liegt die Ursache der Entzündung an deinen Zähnen oder der Mundschleimhaut, hilft dir dein Zahnarzt. Er beseitigt mögliche Probleme und stellt die Mundgesundheit wieder her.
Hast du einen Abszess im Mundboden, ist eine Ausbreitung bis zum Hals möglich. Dort führt die Entzündung zu Schluckbeschwerden und das Sprechen fällt schwer. Diese Anzeichen solltest du ernst nehmen, denn sie können zu Atemnot oder einer Sepsis führen.34)
Kieferluxation
Die häufigste Ursache für eine Kiefersperre sind alltägliche Aktivitäten. Ausgelassenes Lachen, Gähnen oder ein beherzter Biss in einen großen Apfel und schon kann es passieren: Dein Kiefergelenk wird ausgerenkt.35) Experten sprechen von einer „Kieferluxation“. Medizinische Behandlungen sind eher selten ein Auslöser dafür. Bei einer Weisheitszahnentfernung oder einer Endoskopie musst du den Mund jedoch lange öffnen. Das ist riskant. Hast du bereits eine Kieferluxation erlebt, solltest du daher vor solchen Eingriffen deinen Arzt darauf hinweisen. 36)
Bei einer Kieferluxation rutschen die Gelenkköpfchen aus der Gelenkgrube heraus und schieben sich vor die Gelenkhöcker. Diese verhindern, dass die Gelenkköpfchen wieder an ihre ursprünglich Position zurück rutschen.37) 38) Das kann, wie beschrieben, auf beiden Seiten des Kiefers gleichzeitig oder auch nur einseitig passieren.
Der Hippokrates-Handgriff ist die gängigste Methode, um den herausgesprungenen Unterkiefer schnell und schonend einzurenken.39) Dazu ist keine langfristige Physiotherapie nötig.
Beim Hippokrates-Handgriff braucht der Arzt einen sicheren Griff um deinen Unterkiefer. Deshalb legt er seine Finger auf die Kauflächen der Unterkieferzähne. So kann er manuell genügend Druck erzeugen, um die Kiefergelenkköpfchen über die Gelenkhöcker nach hinten zu führen. Haben die Kiefergelenkköpfchen die Gelenkhöcker passiert, liegen sie wieder an ihrer ursprünglichen Position in der jeweiligen Kiefergelenkgrube.
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Bitte bedenke jedoch: Beim Einrenken wirken große externe Kräfte auf deinen Kiefer und es kann zu einem Kieferbruch (Unterkieferfraktur) kommen. Daher sollte nur ein erfahrener Therapeut den Hippokrates-Handgriff durchführen, um den Zustand nicht zu verschlimmern und eine Unterkieferfraktur zu vermeiden.40)
Vergeht nach einer Luxation viel Zeit, gibt es Komplikationen beim Einrenken. Deine Muskeln und Faszien passen sich an die neue Situation an. Da du deinen Unterkiefer nicht vollständig bewegen kannst, verkürzen sie und werden unnachgiebig. Die Bewegung des Kiefers fällt dadurch immer schwerer. Daher werden dir bei einer verzögerten Behandlung vermutlich Medikamente zur Muskelentspannung verabreicht, damit sich der Kiefer leichter einrenken lässt.41) Wirst du erst drei bis vier Wochen später behandelt, musst du dich eventuell einer Operation unterziehen.42)
Nach einer Kieferluxation wird Patienten häufig empfohlen, den Mund wenig zu bewegen. Das soll eine erneute Ausrenkung vermeiden. Für bis zu vier Wochen müssen manche eine Bandage oder Kopf-Kinn-Kappe tragen, um den Kiefer zu stabilisieren. Die Patienten dürfen nur weiche Nahrung zu sich nehmen und den Mund nicht weit öffnen.43) Diese Einschränkungen sollen sie einfach hinnehmen.
Andererseits gibt es Studien über den Einsatz von Botulinumtoxin. Das gefährliche Nervengift ist auch bekannt als „Botox” und erzeugt eine Entspannung der Muskulatur. Bei Patienten, die häufig eine Kieferluxation erleben, kann es vorbeugend in den äußeren Flügelmuskel gespritzt werden. Danach sollen bis zu fünf Monaten keine Kieferluxationen auftreten. 44) Nach unserer Ansicht ist dies ein Beweis, dass überspannte Muskeln und Faszien zur Luxation und Kiefersperre beitragen.
Willst du dir also häufige Ausrenkungen deines Kiefers ersparen und auf gefährliche Medikamente oder Operationen verzichten? Dann solltest du unbedingt regelmäßig deine Kiefermuskeln dehnen.
Krämpfe (Trismus)
Unter Trismus versteht man einen lang anhaltenden Krampf der Kaumuskulatur. Die Muskeln, die deinen Kiefer schließen, sind stärker als die Kieferöffner. Deshalb ist es bei einem Trismus unmöglich, den Mund vollständig zu öffnen. Kieferklemmen entstehen häufig nach Muskelkrämpfen, sodass die Begriffe Kieferklemme und Trismus oft synonym verwendet werden.45)
Eine Verkrampfung der Kaumuskulatur wird unter anderem durch folgende Faktoren ausgelöst:
- Craniomandibuläre Dysfunktion(CMD)
- Drogenmissbrauch (Speed, Ecstasy)
- Epilepsie
- Fehlbiss
- Psychische Belastung (Stress)
- Tetanus
- Zähneknirschen (Bruxismus)
- Zahnmedizinische Eingriffe
- Weißheitszahn-Entfernung

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In diesen Fällen steht deine Muskulatur für längere Zeit unter hoher Spannung, sodass Krämpfe entstehen. Seltener kommt es durch schwerwiegende Krankheiten zu Krämpfen der Kiefermuskulatur. Dennoch solltest du gut auf die Symptomatik achten, um gefährliche Erkrankungen auszuschließen oder rechtzeitig zu einem Facharzt zu gehen.
Tetanus
Tetanus äußert sich oft durch Symptome wie Spastiken und Krämpfe der Kiefermuskulatur. Die Gesichtsmuskeln verkrampfen und Patienten zeigen ein hämisch wirkendes Grinsen. Der sogenannte „Risus sardonicus“ wird im Volksmund „Teufelsgrinsen” genannt. Hinzu kommen Schluck- und Sprachstörungen, denen andere Symptome wie Müdigkeit und Fieber vorausgehen.46)
Bei einer Tetanus-Infektion gelangen die Bakterien über Wunden in den Körper. Dazu genügen selbst kleine Verletzungen. Zur Behandlung von Tetanus nutzen Ärzte meist Antibiotika. Für die Krämpfe verschreiben sie Muskelrelaxanzien, um die verkrampften Muskeln künstlich zu entspannen.47)
Zahnmedizinische Eingriffe
Zahnmedizinische Eingriffe erfordern oft, dass du deinen Mund lange öffnest. Zum Beispiel braucht dein Zahnarzt viel Zeit, um deine Weisheitszähne zu entfernen. Die Mundöffnung dauert dabei sehr lang, denn die Entfernung aller Weisheitszähne zieht sich zum Teil über ein paar Stunden. Sind deine Muskeln und Faszien nicht ausreichend gedehnt, fällt dir das sehr schwer. Um ungehindert zu arbeiten, muss dann der Zahnarzt deinen Kiefer maximal dehnen. Gleichzeitig wirken bei der Weisheitszahnentfernung große Kräfte auf den Kiefer ein. Das kann vorübergehend die Funktion deiner Kaumuskeln beeinträchtigen. Deshalb kommt es nach einer Weisheitszahn-Operation oft zu einer Kieferklemme.48)
Willst du so etwas vermeiden? Dann empfehlen wir dir vor einer längeren Zahnbehandlung, regelmäßig unsere Dehnübungen zu machen.
Krebserkrankungen in Mund und Rachen
Vorsicht ist bei einer Krebserkrankung geboten. An Kopf und Hals kann sie unter Umständen zu Krämpfen (Trismus) führen. Hinzu kommt: Behandlungen durch chirurgische Eingriffe hinterlassen nicht selten Narben. Das schränkt die Bewegung der Kaumuskeln zusätzlich ein.
Außerdem kann eine Strahlentherapie zur krankhaften Vermehrung von Gewebe (Fibrose) führen. Sind das Kiefergelenk oder die Kaumuskulatur betroffen, kann es im weiteren Verlauf zu Muskelkrämpfen kommen. Liegen deine Kieferöffner in der bestrahlten Region, erhöht sich das Risiko. Etwa drei bis sechs Monate nach der Strahlentherapie kann ein Trismus auftreten.49) Um Muskelkrämpfe nach der Therapie zu vermeiden, lässt sich die Strahlendosis niedriger einstellen.50)
Hast du nach einer Strahlentherapie einen Trismus entwickelt? Dann gibt es verschiedene operative Lösungen für deine Kieferklemme. Man versucht, das beschädigte Gewebe zu entfernen und zu rekonstruieren. Einige dieser Behandlungsmöglichkeiten sind jedoch sehr aufwendig. Ärzte und Chirurgen können zum Beispiel versuchen, eine Mundöffnung zu erreichen, indem sie deinen Kiefer absenken.51)
Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie kompliziert solche Operationen sind. Man greift in das empfindliche Gleichgewicht deines Kiefergelenks ein. Nach unserem Verständnis ist eine Operation keine dauerhafte Lösung, weil die Muskeln und Faszien auch danach noch hohe Spannungen erzeugen.
Zum Glück haben mittlerweile viele Ärzte erkannt, dass Dehnübungen helfen. Daher werden auch Übungen häufiger verschrieben als andere Behandlungen.52)
Studie empfiehlt Dehnungen
Eine Gruppe holländischer Kiefer-Experten der Universität Groningen hat unterschiedliche Dehnübungen des Mundes untersucht.
Sie haben festgestellt, dass regelmäßiges Dehnen bei einem Trismus die Mundöffnung nachweislich verbessert. Für langfristige Erfolge sei entscheidend, frühzeitig mit den Übungen zu beginnen und regelmäßig zu dehnen.53)
Leitungsanästhesie
Oft können zahnärztliche Behandlungen schmerzhaft sein und erfordern eine lokale Betäubung (Lokalanästhesie). Das birgt leider ein gewisses Risiko, denn es können unerwünschte Nebenwirkungen und Blutergüsse (Hämatome) auftreten. Bei Behandlungen am Unterkiefer nutzt dein Zahnarzt meist die sogenannte Leitungsanästhesie. Das ist eine Routine-Maßnahme. Trotzdem fällt es dem Zahnarzt oft nicht leicht, die richtige Einstichstelle für die Betäubungsspritze zu finden.
Gelegentlich kommt es bei einer solchen Lokalanästhesie daher zu Komplikationen. Der Einstich ist riskant. Die Betäubungsspritze kann Muskeln, Nerven oder Blutgefäße verletzen. Das führt zu einem Hämatom. Wenn durch den Einstich eine Schwellung des weichen Gewebes eintritt, entsteht möglichweise eine Kieferklemme oder Kiefersperre.54)55) Dringen bei der Leitungsanästhesie Bakterien ein, kann außerdem ein sogenannter Spritzenabszess entstehen. Dein Körper reagiert mit einer Entzündung. Dies verursacht starke Schmerzen und kann eine Blockade deiner Mundöffnung herbeiführen. 56)
Sicher willst du manche zahnmedizinischen Eingriffe aber nicht ohne Betäubung durchführen lassen. Daher führt kein Weg an einer Lokalanästhesie vorbei. Keine Sorge: Ein Spritzenabszess lässt sich relativ einfach vermeiden. Wenn das Desinfektionsmittel lange genug einwirkt und das ärztliche Team steril arbeitet, sollte in der Regel kein Spritzenabszess auftreten.57)
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5. Behandlung & Übungen gegen Kieferklemme und Kiefersperre
Kurz & Knapp
- Hohe Spannungen der Muskeln und Faszien können zu einer Kieferklemme oder Kiefersperre führen.
- Mit den Dehnübungen im Video kannst du sofort etwas gegen diese Überspannungen tun.
- Unter dem Video steht eine genaue Anleitung. In unserer Checkliste liest du außerdem alles, was du als Anfänger zu den Übungen wissen musst.
- Zusätzlich findest du zwei Faszien-Rollmassagen in unserem kostenlosen Ratgeber. Auch die sogenannte Light-Osteopressur („Drücken“), mit der du deine Schmerzen besonders schnell abschalten kannst, lernst du darin kennen.
Oft sind zu hohe Spannungen deiner Muskeln und Faszien der wahre Grund für eine Kieferklemme oder Kiefersperre. Andere Krankheiten und äußere Einflüsse können dazu führen, dass die Verspannungen extrem ansteigen.
Sind deine Muskeln und Faszien jedoch entspannt, kannst du den Mund auch bei kleineren Störungen gut bewegen. Je nach Ursache lässt sich die Entstehung einer Kieferklemme oder -sperre eventuell sogar verhindern. Halte dazu deine Faszien schön flexibel, indem du sie gut dehnst. Starte deshalb gleich mit den Übungen in diesem Video:

Osteopressur bei starken Verspannungen und Schmerzen
Leidest du bereits an großen Schmerzen und kannst deine Kiefermuskulatur kaum bewegen? Mit unserer Osteopressur nehmen wir die hohen Spannungen aus deinen Muskeln und Faszien. Die Liebscher & Bracht-Therapeuten in deiner Nähe helfen dir bei der Behandlung. Mit gezieltem Druck auf die interstitiellen Rezeptoren an der Knochenhaut setzen sie die Bewegungsprogramme im Gehirn zurück. Deine Muskeln und Faszien entspannen sich wieder. Wurden deine Schmerzen durch Spannungszustände verursacht, sind sie nun verschwunden. Du kannst deinen Kiefer wieder frei bewegen.
Um diesen Zustand beizubehalten, solltest du deine Muskeln und Faszien gut pflegen. Starte mit diesen drei Übungen und wiederhole sie unbedingt regelmäßig!
Übung 1: Kiefer maximal öffnen
- Schau geradeaus und neige deinen Kopf leicht nach hinten.
- Lass deine Finger gerade und spreize den Daumen ab, sodass ein rechter Winkel entsteht.
- Lege die Hand nun so weit wie möglich um deinen Unterkiefer und den Mund.
- Am Kinn zieht deine Hand den Kiefer weiter nach unten und erzeugt dadurch eine noch stärkere Dehnung.
- Nimm die andere Hand an deine Stirn, damit der Kopf nicht nach vorn gezogen wird.
- Halte diese Position für etwa zwei Minuten.

Übung 2: Seitliche Kiefer-Dehnung
- Lege deinen rechten Zeigefinger an die linke Kante des Unterkiefers und öffne leicht den Mund.
- Bewege deinen Kiefer aus eigener Kraft nach rechts.
- Deine Hand zieht den Unterkiefer vorsichtig weiter nach rechts. Dein Kopf sollte sich dabei nicht drehen.
- Setze die Spitze des anderen Zeigefingers an deine Nase. So kontrollierst du bewusst, dass dein Kopf gerade bleibt.
- Halte auch diese Position für zwei Minuten.
- Anschließend solltest du den Unterkiefer auf dieselbe Weise in die gegenüberliegende Richtung bewegen und dehnen.

Übung 3: Dehnung mit Kieferretter
- Stelle den Kieferretter passend für deine Dehnung ein.
- Öffne den Mund so weit du kannst und neige den Kopf leicht nach hinten.
- Setze den Kieferretter zwischen deine Schneidezähne.
- Dehne mit dem Kieferretter deine Muskeln und Faszien für zwei Minuten.
- Lässt sich dein Mund weiter öffnen? Dann benutze die größeren Korkteile deines Kieferretters für eine noch effektivere Dehnung!

Mit diesen drei Übungen kannst du dir bei einer Kieferklemme oder -sperre selbst helfen, indem du deine Muskeln und Faszien gezielt entspannst. Den Kieferretter und weitere Hilfsmittel findest du in unserem Online-Shop.
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Unser Kieferretter ist DAS Hilfsmittel gegen Kieferschmerzen und Zähneknirschen. Mit 18 einstellbaren Stufen findest du leicht die für dich passende Dehnung und kannst dich immer weiter steigern. Schon zwei Minuten täglich reichen aus.
Checkliste für die Liebscher & Bracht Übungen®
Damit bei unseren Übungen nichts schiefgeht, haben wir die wichtigsten Infos in einer Checkliste zusammengefasst. So hast du alle Tipps auf einen Blick und kannst mit einem guten Gefühl üben.
- Übe immer in der richtigen Intensität und im Zweifelsfall lieber mit etwas geringerer Intensität. Du spürst dabei einen intensiven Schmerz, kannst aber während der Dehnung noch ruhig atmen. Der Dehnungsschmerz ist deutlich, fühlt sich aber nicht brennend, pulsierend oder scharf an.
- Bewege dich bei den Übungen so, dass du deinen Körper zu jedem Zeitpunkt beobachten und einschätzen kannst. Sei beispielsweise sehr achtsam, wenn du abrutschen oder das Gleichgewicht verlieren könntest. Bewege dich bei Liebscher & Bracht Übungen® grundsätzlich sehr langsam.
- Verzichte so weit wie möglich auf die Einnahme von Schmerzmitteln. Unsere Liebscher & Bracht Übungen® nutzen deinen Schmerz als Ausgangspunkt und täglichen Vergleichswert. Du solltest ihn daher nicht künstlich unterdrücken, sondern als Orientierung für die korrekte Übungsdurchführung und Dehnungsintensität einsetzen.
- Führe an 6 Tagen pro Woche die Übung mindestens einmal täglich aus. Für jeden Übungsschritt solltest du 2 bis 2,5 Minuten investieren. Bist du schon geübter, baue nach und nach auch das Gegenspannen und das aktive Dehnen ein. So kannst du die Liebscher & Bracht Übungen® deutlich intensivieren.
- Benutze professionelle Hilfsmittel für deine Liebscher & Bracht Übungen®. Unsere Hilfsmittel wie Rücken-, Knie- oder Nackenretter unterstützen Menschen dabei, die Liebscher & Bracht Übungen® noch effektiver durchzuführen und sich damit noch besser selbstständig bei Schmerzen helfen zu können. Andere Hilfsmittel eignen sich zwar auch, erzielen möglicherweise aber nicht den Erfolg, den du dir wünschst.
- Sollten die Schmerzen aufgrund der Übungen zunehmen, besteht kein Grund zur Panik. Eine Erstverschlimmerung kann eine normale Reaktion deines Körpers sein. Wenn es dir nach den Übungen aber dauerhaft schlechter statt besser geht, pausiere aber bitte für einen oder zwei Tage und steigere dich erneut langsam. Sollten die Übungen über mehrere Wochen hinweg keine Besserung erbringen, suche einen Liebscher & Bracht-Therapeuten auf oder hole dir ärztlichen Rat.
Wir wünschen dir viel Erfolg bei den Übungen!
Über diesen Artikel

Autor:
Roland Liebscher Bracht
Schmerzspezialist und Spiegel-Bestseller Autor

Medizinische Prüfung:
Dr. med. Egbert Ritter
Facharzt für Unfallchirurgie & Eh. Oberarzt in Salzburg
Veröffentlicht am: 15.04.2021 | Letzte Aktualisierung: 20.03.2023
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