Stärkere Schmerzen bei Kälte – Was sagt die Wissenschaft?
Viele Patienten stellen immer wieder fest, dass ihre Schmerzen bei kaltem Wetter zunehmen. Eindeutig bewiesen ist eine unmittelbare Verbindung zwischen zunehmender Kälte und stärkeren Schmerzen bislang jedoch nicht. Da es sich gerade bei Schmerz- und Kälte-Empfinden um recht subjektive Wahrnehmungen handelt, fallen die Studien entsprechend unterschiedlich aus.
Wir möchten dir an dieser Stelle gerne zwei Beispiele nennen:
- Einerseits konnte eine australische Studie 2017 keinen Zusammenhang zwischen dem Wetter und gesteigertem Schmerzempfinden feststellen — zumindest bei Rückenschmerzen und Kniearthrose.
- Andererseits wurde bei einer in England durchgeführten Studie sehr wohl ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Schmerzempfinden und niedrigen Temperaturen festgestellt. Allerdings lässt sich aus den Ergebnissen der Studie auch nicht folgern, dass die gesteigerten Schmerzen zwangsläufig ein Resultat der niedrigen Temperaturen sein müssen.
Du siehst also: Es ist alles andere als eindeutig.
Warum empfinden so viele Menschen stärkere Schmerzen bei kaltem Wetter?
Trotz der nicht eindeutigen und teils widersprüchlichen Studienlage berichten schon seit der Antike immer wieder Menschen von gesteigertem Schmerz-Empfinden bei nass-kaltem Wetter:
- Hippokrates schrieb etwa 400 vor Christus bereits über den Einfluss von Wind und Regen auf chronische Erkrankungen.
- „Rheuma“ bedeutet in der chinesischen Sprache „Fong Shi“, was wörtlich übersetzt soviel wie „Wind“ und „nass“ bedeutet. Rheuma ist im Chinesischen daher auch als „Wind-Nässe-Krankheit“ bekannt.
- Und auch Ende des 16. Jahrhunderts berichtet in Shakespeares bekannter Komödie „Ein Sommernachtstraum“ bereits die Figur Titania von nass-kaltem Wetter, das rheumatische Erkrankungen fördere („rheumatic diseases do abound“).
Auch heute noch berichten zahlreiche Menschen, dass ihre Schmerzen bei kaltem Wetter schlimmer werden.
Ist das also alles nur Einbildung? Sind all die Berichte und Hinweise seit der Antike nur das Resultat subjektiver menschlicher Wahrnehmung?
Einige Forscher behaupten das und natürlich kann das auch nicht ausgeschlossen werden. Das kalte und nasse Wetter führt bei vielen zu schlechterer Stimmung oder sogar zu Depressionen, sodass auch Schmerzen stärker wahrgenommen werden.
Andere Experten gehen jedoch eher davon aus, dass ein verlangsamter Stoffwechsel bei Kälte die Durchblutung der Muskulatur mindert. Dadurch verspannen die Muskeln, was zu Schmerzen führen kann. Generell führt Kälte bei vielen zu einer erhöhten Muskelanspannung.
Stell dir einfach vor, was passiert, wenn du unter eine kalte Dusche steigst: Genau, du spannst deine Muskeln automatisch an.
Durch diese Muskelanspannung kann es zu gesteigerten Schmerzen kommen — besonders bei Gelenkschmerzen, die ohnehin durch eine überhöhte Muskel- und Faszien-Spannung entstehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass vor allem Arthrose– und Rheuma-Patienten über stärkere Schmerzen bei kaltem Wetter klagen.