Pressekonferenz zum 24. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik

Möglichkeiten der Behandlung ohne Gelenkersatz

 

Der 24. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik stand unter dem Leitthema „Wohin geht die Endoprothetik?“. Im Dezember 2022 wurden in Frankfurt am Main unter anderem Vorträge gehalten zu der Frage, welche Möglichkeiten es aktuell aus medizinischer Sicht gibt, den Einsatz einer Gelenkprothese hinauszuzögern oder im besten Fall zu vermeiden. In der Pressekonferenz im Vorfeld der Veranstaltung gingen Sprecherinnen und Sprecher des Kongresses auf einzelne Themen genauer ein. Ein wichtiger Aspekt war die Rolle der Beweglichkeit im Heilungsprozess und im Schmerzmanagement.1)

Veröffentlichung

Online-Pressekonferenz der AE – Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik anlässlich des 24. AE-Kongresses vom 9. bis 10.12.2022 in Frankfurt am Main.

Di., 6. Dezember 2022, 11:00 bis 12:00 Uhr
Videomitschnitt hier abrufbar Externer Link Icon

Natürliche Beweglichkeit der Gelenke hat oberste Priorität

Die Expertenrunde sieht es als oberstes Ziel an, bei Erkrankungen des Bewegungsapparates eine Wiedererlangung der natürlichen Beweglichkeit der Gelenke zu erreichen, unabhängig davon, welche Therapie angewendet wird. Viel hängt davon ab, wie sich Patientinnen und Patienten bei Gelenkbeschwerden verhalten. Betroffene versuchen oft, die Schmerzen, unter denen sie leiden, durch Schonung oder Ruhigstellen des betroffenen Gelenks zu lindern. Die Fachleute stellten heraus, dass das in vielen Fällen nicht ratsam ist. Oft bilden sich dadurch Kontrakturen. Das sind dauerhafte Bewegungs- und Funktionseinschränkungen der Gelenke, die durch anhaltenden Bewegungsmangel entstehen. Sehnen, Muskeln und Bänder verkürzen sich. Die Schmerzen nehmen zu, ein Teufelskreis entsteht.

Die Spezialistinnen und Spezialisten für Gelenkersatz hoben hervor, dass es bei Kontrakturen und Verspannungen nahezu immer konservative Behandlungsmöglichkeiten gibt, die eine eingeschränkte Beweglichkeit korrigieren und Schmerzen wirksam lindern können. Sie betonten, dass die Beschwerden in vielen Fällen nicht von dem erkrankten Gelenk ausgehen, sondern von der verspannten Muskulatur in dem betroffenen Bereich.

Experten empfehlen Bewegung bei Schmerzen

Bei anhaltenden Schmerzen empfehlen die Expertinnen und Experten deswegen ausdrücklich, die betroffenen Gelenke zu bewegen. Bewährt haben sich gelenkschonende Bewegungen wie Fahrradfahren auf dem Heimtrainer, Wassergymnastik und Aquajogging. Die Erfahrung zeigt, dass Anwendungen im warmen Wasser Spannungen oft besonders gut lösen. Schmerzmittel sollten nach Ansicht der Expertinnen und Experten eher zur vorübergehenden Unterstützung eingenommen werden. Sie sollen in einem ersten Schritt helfen, aus einer Überlastung des Gelenks herauszukommen. Sobald Belastung und Belastbarkeit wieder in einem vernünftigen Verhältnis stehen, sollten sie abgesetzt werden. Das kann zum Beispiel durch einen gezielten Muskelaufbau erreicht werden.

Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik

Die Mitglieder setzen sich zusammen aus führenden Orthopädinnen und Orthopäden, Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit Fragen der Endoprothetik und alternativen gelenkerhaltenden Behandlungsverfahren beschäftigen. Sie hat mehr als 1.400 Mitglieder (Stand 12/2022). Die Arbeit der AE dient dem Ziel, die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen und Verletzungen der Gelenke nachhaltig zu verbessern. Eine kontinuierliche und umfassende Fort- und Weiterbildung für Ärztinnen und Ärzte und OP-Personal ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind Nachwuchsförderung, klinische Forschung, Patienteninformation und internationaler Austausch. 

Muskeln unterstützen Funktionsfähigkeit der Gelenke

Generell können Betroffene nach Ansicht der Expertinnen und Experten viel für ihre Gelenke tun, indem sie ein Training zum Muskelaufbau machen. Beim Kniegelenk beispielsweise, so die Erklärung der Fachleute, wirkt eine gut ausgebildete Oberschenkelmuskulatur wie ein Puffer oder Stoßdämpfer. Je besser die Muskulatur dort entwickelt ist, desto weniger Belastung kommt beim Knie an. Umgekehrt verhält es sich nach dieser Ansicht, wenn der Patient sich weniger bewegt und immer inaktiver und passiver wird. Er baut seine Muskulatur ab mit der Konsequenz, dass jeder einzelne Schritt das Kniegelenk mehr beansprucht und größere Schmerzen verursacht. 

Die regelmäßige und ausreichende Bewegung der erkrankten Gelenke sorgt aber nicht nur für Muskelaufbau und bessere Beweglichkeit. Sie ist auch essenziell wichtig für eine gute Versorgung mit Nährstoffen, die unter anderem notwendig sind, um das vorhandene Knorpelgewebe gesund zu erhalten. 

Körperlich aktive Patienten begünstigen Heilerfolg

Die Expertinnen- und Expertenrunde fasste ihre Erläuterungen mit der Feststellung zusammen, dass Patientinnen und Patienten als Partner gefragt sind. Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Eigenaktivität sind von zentraler Bedeutung für einen erfolgreichen Heilungsprozess. Sie stellte heraus, dass Bewegung weitaus wichtiger ist als die Wirksamkeit von Medikamenten. Auch ein von Arthrose betroffenes Gelenk wird durch Bewegung besser versorgt. Und selbst wenn in einem Gelenk bereits eine Prothese eingesetzt wurde, ist eine regelmäßige Muskelaktivität sehr wichtig, um das Gelenk funktionstüchtig zu erhalten und Schmerzen wirkungsvoll zu behandeln.

Das vollständige Programm des 24. AE-Kongresses kann hier angefordert werden.

Quellen & Studien

  • ↑1 https://www.ae-germany.com/die-ae/presse/pressekonferenz

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