Couch Potatoes vs. Modell-Athleten

über das aktuelle Bewegungsverhalten der Deutschen 

Das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag der TK-Krankenkasse im Mai 2022 zum 4. Mal eine Umfrage zum Sport- und Bewegungsverhalten der Deutschen durchgeführt.1) Bundesweit wurden 1.706 Personen über 18 Jahre dazu befragt, wie viel sie sich in ihrem Alltag bewegen. Offenbar haben die tiefgreifenden Veränderungen, die seit der Coronapandemie im privaten und beruflichen Alltag stattgefunden haben, nachhaltige Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten der Menschen.

Veröffentlichung

Techniker Krankenkasse (Hg.). Beweg dich, Deutschland! Hamburg, 2022. Externer Link Icon

Zuerst die gute Nachricht:

  • Etwas mehr als die Hälfte aller Deutschen, nämlich 52 Prozent der Befragten, treiben regelmäßig Sport.
  • 32 Prozent, also fast ein Drittel, sind 1 bis 3 Stunden in der Woche körperlich aktiv.
  • 14 Prozent trainieren regelmäßig 3 bis 5 Stunden und 6 Prozent sogar mehr als 5 Stunden pro Woche.

Allerdings gaben 45 Prozent an, weniger als eine Stunde pro Woche zu trainieren beziehungsweise nie Sport zu treiben. Unter diese Personengruppe fallen auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Insgesamt ist die Bilanz im Vergleich zum Bewegungsverhalten der Deutschen vor 10 Jahren positiv: Die Anzahl der Menschen, die selten oder nie Sport treiben, ist um rund ein Fünftel gesunken. Die Anzahl der Menschen, die sich regelmäßig 1 bis 3 Stunden pro Woche bewegen, ist um ein knappes Fünftel gestiegen. Das ist erfreulich. Denn ausreichende Bewegung ist eine Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben.

Bewegung tut Not

Auf die Frage, wie viel Bewegung nötig ist, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine eindeutige Antwort:

  • Sie empfiehlt, dass sich alle Menschen regelmäßig körperlich bewegen.
  • Erwachsene Menschen im berufstätigen Alter sollten sich mindestens 2,5 bis 5 Stunden pro Woche moderat angestrengt bewegen.
  • Das heißt also, pro Tag dürfen es mindestens 20 Minuten, gerne auch eine Dreiviertelstunde oder mehr sein.

Dabei ist der Übergang zwischen Bewegung und Sport fließend. Zusätzlich empfiehlt die WHO, mindestens zweimal pro Woche Kraft- und Muskelaufbautraining zu machen.2)

Grafik Verteilung Bewegungsverhalten 2013: 20% kein Sport, 32% selten Sport, 27% 1-3 Stunden pro Woche, 13% 3 - 5 Stunden pro Woche, 6% mehr als 5 Stunden pro Woche. Bewegungsverhalten 2022: 20% kein Sport, 25% selten Sport, 32% 1 - 3 Stunden pro Woche, 14% 3 - 5 Stunden pro Woche, 6% mehr als 5 Stunden pro Woche, 4% weiß nicht/keine Angabe

© Liebscher & Bracht

Das richtige Maß an Bewegung finden

Was bedeutet die Beschreibung, sich „moderat angestrengt“ zu bewegen? Das ist laut WHO für jeden Menschen verschieden. Die Intensität der Bewegung hängt vom individuellen Trainingszustand ab. Die Orientierung an der eigenen Belastungsgrenze ist dabei ein verlässlicher Gradmesser. Wer diese immer wieder herausfordert, ist auf einem guten Weg, die Ratschläge erfolgreich in die Tat umzusetzen. Selbst wenn man sich weniger bewegt, als die WHO empfiehlt, sollte man sich bewusst machen, dass jede Art der körperlichen Bewegung guttut und das eigene Wohlbefinden steigert.

Welche Möglichkeiten bieten sich an, in Bewegung zu kommen, ohne extra dafür Zeit einzuplanen? Im Alltag bewegen sich viele Menschen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Sie verlassen das Haus, um beispielsweise Besorgungen zu machen oder zur Arbeit zu gehen. Diese Gewohnheiten haben sich durch die Coronapandemie nachhaltig verändert. Nachdem die Einschränkungen weggefallen waren, behielten viele die Verhaltensmuster bei, die sie in der Krise ausgebildet hatten. Nach wie vor nehmen viele beispielsweise gerne die Möglichkeit wahr, Konsumgüter wie Kleidung, Kosmetik oder Lebensmittel nach Hause liefern zu lassen.

Was ist die WHO?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist eine Organisation der Vereinten Nationen für die öffentliche Gesundheit. Ihre Hauptaufgabe ist die Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere Infektionskrankheiten und die Förderung der allgemeinen Gesundheit aller Menschen. Dazu entwickelt sie Leitlinien, Standards und Methoden in gesundheitsbezogenen Bereichen und versucht, diese weltweit durchzusetzen.

Bewegungsfalle Homeoffice

Auch der Weg zur Arbeit fällt vielfach weg. Die Umfrage ergab, dass in dem Zeitraum von 2020 bis 2022 fast die Hälfte der Berufstätigen im Homeoffice gearbeitet hat. Nach Ende der Corona-Pandemie gingen diese Werte nicht wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurück. Die Arbeit aus dem Homeoffice heraus hat sich zu einer festen Größe in der Arbeitswelt etabliert.

Das hat weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit: Die Menschen bewegen sich im Schnitt deutlich weniger. Und auch im Homeoffice bewegt sich mehr als die Hälfte der Berufstätigen weniger als im Büro. Das liegt unter anderem daran, dass die Entfernungen im Privatbereich meist viel kürzer sind als im Büro. Der Weg zur Unternehmens-Kantine ist in der Regel weiter als der zur heimischen Küche.

Grafik fast die Hälfte arbeitet im Homeoffice: 13% ausschließlich, 12% überwiegend, 21% ab und zu, 53% überhaupt nicht

© Liebscher & Bracht

Mehr Bewegung ins Homeoffice bringen

Wie kann man seine Bewegungsmöglichkeiten im Homeoffice ausweiten? Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat diese Empfehlungen ausgesprochen, die sich auch zu Hause umsetzen lassen:3)

  • abwechslungsreiche Gestaltung der Arbeitsaufgaben, sodass ein Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegung möglich ist
  • mindestens zweimal in der Stunde Veränderung der Sitzposition
  • neue Verhaltensmuster etablieren: zum Beispiel beim Telefonieren immer aufstehen
  • höhenverstellbare Schreibtische nutzen
  • die Mittagspause außerhalb der Wohnung verbringen
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© Liebscher & Bracht

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Hauptgründe für Bewegungsmangel

Umso wichtiger ist es also, dass die Menschen in ihrer Freizeit einen körperlichen Ausgleich finden, indem sie in Bewegung kommen. Die Forscherinnen und Forscher wollten deshalb wissen, was die Menschen davon abhält, sich sportlich zu betätigen.

Dies waren nach der Selbsteinschätzung, bereits genug Bewegung zu haben, die häufigsten Gründe:

Hinderungsgründe für Bewegung: 53% fehlende Motivation, 42% beruflich zu eingespannt, 35% familiär zu eingespannt, 34% körperliche Einschränkungen, 31% schlechtes Wetter, 31% fehlende Trainingsbegleitung, 19% Kosten

© Liebscher & Bracht

Spitzenreiter ist eine mangelnde Motivation. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, sich nicht zum Sport aufraffen zu können. Im Unterschied zu den weiteren genannten Gründen wie Zeitmangel, körperliche Einschränkungen und schlechtes Wetter können die Betroffenen an dieser Stelle relativ einfach gegensteuern.

Wenn man einen oder mehrere der folgenden Aspekte beachtet, steigen die Chancen deutlich, bei einer Sportart über einen längeren Zeitraum motiviert dabei zu bleiben:

  • die ausgewählte Sportart passt zum eigenen Leistungsvermögen
  • sie darf Spaß machen
  • sie findet zu fest eingeplanten Terminen statt
  • sie wird mit anderen zusammen betrieben

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Bewegungsverhalten

Einen weiteren Motivationsschub liefert die Wissenschaft. Welche Vorteile eine verlässliche Bewegungsroutine bringt, ist vielfach wissenschaftlich erwiesen. Eine kleine Auswahl an beeindruckenden Ergebnissen:

Verlängerung der Lebensdauer

Mit nur 15 Minuten Training pro Tag kann die Lebensdauer im Schnitt um drei Jahre verlängert werden.4)

Stärkung des Immunsystems

Regelmäßiger Sport stärkt das Immunsystem und verringert das Risiko, an Krebs zu erkranken bis zu 42 Prozent.5)

Schutz vor Schmerzen im Alter

Ab dem Alter von 50 Jahren schützt Sport vor Schmerzen im Alter.6)

Die Vorteile regelmäßiger Bewegung

Die Bilanz ist eindeutig: Es zahlt sich für jeden Einzelnen aus, körperlich aktiv zu sein. Menschen, die sich regelmäßig bewegen, tragen aktiv zu ihrem persönlichen Wohlbefinden bei: Sie sind gesünder, leben länger und fühlen sich dabei wohler als ihre körperlich inaktiven Mitmenschen. Die passende Intensität der ausgeübten körperlichen Aktivität spielt dabei eine große Rolle. Optimale Ergebnisse werden erzielt, wenn der Körper weder unter- noch überfordert wird. Die eigene Belastungsgrenze gibt dabei eine gute Orientierungshilfe. Diese gilt es immer wieder herauszufordern. Mit einer individuell passend ausgewählten Sportart stellen sich schneller Übungserfolge ein. Mit anderen zusammen zu fest eingeplanten Terminen in Bewegung zu kommen macht oft noch mehr Spaß und sorgt dafür, auch langfristig motiviert dabei zu bleiben und die persönliche Lebensqualität nachhaltig zu steigern.

Quellen & Studien

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