An südkoreanischen Busfahrerinnen und Busfahrern erforscht
Der Mensch ist geboren, um sich zu bewegen. In unserer modernen Zivilisationsgesellschaft hat er in vielen Bereichen keine Möglichkeit mehr dazu. Der Körper reagiert darauf oft mit Schmerzen. Viele Schmerzzustände entstehen durch unnatürlich lange Sitzphasen, manche Berufsgruppen sind davon besonders betroffen. Zu diesen gefährdeten Gruppen gehören Busfahrerinnen und Busfahrer. Eine Studie aus Südkorea zeigt, dass Dehnungsübungen helfen, Schmerzen, die durch Fehlhaltungen und Fehlbelastungen entstanden sind, effektiv zu lindern.
Auf der Suche nach einer wirksamen Therapie zur Schmerzlinderung
Forscherinnen und Forscher an der Universität von Daegu in Südkorea haben mit dieser Berufsgruppe im Jahr 2014 am Department of Physical Therapy eine Studie durchgeführt. Sie untersuchten, inwieweit die Schmerzen durch die Arbeitssituation entstehen und welche Effekte Dehnübungen zur Linderung der Schmerzen haben können.1)
Zum Zeitpunkt der Untersuchungen arbeiteten in Südkorea circa 100.000 Menschen als Busfahrerinnen und Busfahrer. 81,9 Prozent von ihnen litten unter Schmerzen im unteren Rückenbereich.2) Einen starken Einfluss auf solche Schmerzen haben zunehmendes Alter, Arbeitsdauer und psychischer Stress.3)
Die Studie hatte den Anspruch, nach einer Alternative zu Schmerzmitteln zu suchen. Denn die Einnahme von Medikamenten hat Nachteile: Es werden fast immer nur die Symptome behandelt, die Ursachen bleiben bestehen. Zudem kann die dauerhafte Einnahme dem Körper schaden und die Fahrtüchtigkeit einschränken.
Häufigkeit von Schmerzen am Bewegungsapparat
Die Forscherinnen und Forscher setzten sich zum Ziel, Wege zu finden, den Gesundheitszustand dieser Menschen zu verbessern und die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Dafür wählten sie nach dem Zufallsprinzip 81 Busfahrerinnen und Busfahrer eines Busunternehmens aus. Sie sammelten Information zu den Schmerzzuständen sowie den Körperregionen, in denen die Schmerzen auftraten. Des Weiteren analysierten sie die Körperhaltung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Bestandsaufnahme zeigte: Am häufigsten traten Schulterschmerzen auf, gefolgt von Nackenschmerzen, Schmerzen im unterem Rücken und den unteren Extremitäten. Die Schmerzintensität war im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sehr hoch: 57,6 Prozent litten unter starken bis sehr starken Schmerzen.
© Liebscher & Bracht
Dehnübungen in der Erprobung
Von den 81 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern wurden 30 Personen ausgewählt, die unter Schmerzen am Nacken und in den Schultern litten. Sie bildeten eine Gruppe, die über eine Dauer von 4 Wochen Dehnübungen durchführte.
Zusätzlich wurden sie professionell unterstützt:
- Sie erhielten Unterlagen, die die Dehnübungen zeigten.
- Sie konnten sich an einer Checkliste orientieren, ob sie die Übungen korrekt ausführten.
- Physiotherapeuten unterwiesen sie einmal pro Woche in den Dehnübungen und trainierten sie, die Übungen optimal durchzuführen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wiederholten die Übungen nach folgenden Kriterien:
- Jede Dehnübung wurde dreimal während einer Übungsfrequenz wiederholt.
- Jede Übungsfrequenz wurde dreimal wöchentlich wiederholt.
- Die maximale Dehnung wurde jedes Mal länger als 25 Sekunden ausgeführt.
- An jede Dehnung schloss sich eine Entspannungsphase an, um die Wirkung der Übung möglichst lange zu erhalten.
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Die Ergebnisse nach 4 Wochen Dehnen
Bei der Gruppe, die die Übungen durchführte, nahmen die Schmerzen im Bewegungsapparat in der Nackenpartie und die Schmerzen in der Schulterpartie deutlich ab. Das Schmerzempfinden insgesamt ging auf der NRS-Schmerzskala von 6,17 auf 3,21 zurück.
Muskel- und Skeletterkrankungen ließen sich in vielen Fällen mit Dehnübungen gut behandeln. Dehnen kann eine positive Wirkung auf körperliche Beschwerden haben und Schmerzen lindern. Dehnen kann Konzentrationsstörungen und Beeinträchtigungen des Urteilsvermögens vorbeugen. Damit kann diese Therapie dazu beitragen, das Risiko von Verkehrsunfällen zu verringern.
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Weitere Studien bestätigen den positiven Effekt von Dehnübungen auf das Schmerzgeschehen
Zwei weitere Studien bestätigen, dass Dehnübungen besondere Vorteile haben: Dehnübungen bauen Muskelverspannungen ab, dadurch verbessert sich die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke. Sie können unabhängig von Zeit, Ort, körperlichen Voraussetzungen und spezieller Ausbildung durchgeführt werden. Darüber hinaus kann kontinuierliches Dehnen die Symptome von Erkrankungen des Bewegungsapparates verringern.4) 5) Das zeigt, dass Dehnübungen bei berufsbedingt lang anhaltenden Fehlhaltungen ein wirkungsvoller Ausgleich sein können. Schmerzen und Erkrankungen des Bewegungsapparates können auf diese Weise wirksam vorgebeugt und gelindert werden.
Quellen & Studien
- ↑1 Lee, J. H., & Gak, H. B. (2014). Effects of self stretching on pain and musculoskeletal symptom of bus drivers. Journal of physical therapy science, 26(12), 1911–1914.
- ↑2 Park SY: A study of risk factors related to back pain in bus drivers. KAUTPT, 1997, 4: 18–35.
- ↑3 Habibi, E., Dehghan, H., Safari, S., Mahaki, B., & Hassanzadeh, A. (2014). Effects of work-related stress on work ability index among refinery workers. Journal of education and health promotion, 3, 18.
- ↑4 Behm, D. G., & Chaouachi, A. (2011). A review of the acute effects of static and dynamic stretching on performance. European journal of applied physiology, 111(11), 2633–2651.
- ↑5 DiGiovanni, B. F., Nawoczenski, D. A., Lintal, M. E., Moore, E. A., Murray, J. C., Wilding, G. E., & Baumhauer, J. F. (2003). Tissue-specific plantar fascia-stretching exercise enhances outcomes in patients with chronic heel pain. A prospective, randomized study. The Journal of bone and joint surgery. American volume, 85(7), 1270–1277.