Andere Patienten haben die Vorstellung, ihr Körper gleiche einer Maschine. Wenn ein Bauteil kaputt ist, wird es repariert. Zumindest wird erwartet, dass der Arzt Medikamente verschreibt, einen Verband anlegt oder eine Spritze setzt. Wenn der Arzt lediglich Ratschläge zur eigenen Lebensführung gibt, sind viele Patienten enttäuscht. Diese Einstellung, man selbst könne nichts aktiv zur Heilung eines Leidens beitragen, ist weit verbreitet. Wenn ein Patient aktiv mitarbeitet, kann er oft selbst erfolgreich etwas dazu beitragen wieder gesund zu werden.
Lösungsansätze
Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass folgende 3 Faktoren maßgeblich beeinflussen, ob ein Patient bei Rückenleiden operiert wird oder nicht:
1. Faktor behandelnder Arzt
Ein Einflussfaktor ist die Qualität der Betreuung durch den niedergelassenen Arzt. Die Entscheidung zu einer Operation hängt ganz stark davon ab, wie gut der Arzt seinen Patienten betreut, welche Mittel er zur Diagnostik einsetzt und welche Aufklärungs- und Therapieangebote er macht.
2. Faktor Patientenmündigkeit
Die Mündigkeit des Patienten ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Die Verantwortung, wie ein Leiden behandelt werden soll, liegt beim Patienten und nicht beim Arzt. Der Patient hat es selbst in der Hand, die für ihn optimale Entscheidung zu treffen. Eine Fülle von seriösen Informationsangeboten stehen ihm dafür zur Verfügung: Er kann sich bei unabhängigen Stellen informieren, er kann recherchieren, er kann sich eine zweite fachliche Meinung einholen. Mit einem Überblick über Optionen, Vor- und Nachteile kann er sich bewusst für eine Behandlungsform entscheiden.
3. Faktor Gesundheitspolitik
Die Einflussmöglichkeiten der Gesundheitspolitik sind ebenfalls maßgeblich. Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass Unterschiede in der Behandlung eines Krankheitsbildes immer dann besonders groß ausfallen, wenn klare medizinische Leitlinien fehlen. Es wird vermutet, dass die extremen Unterschiede in der Entscheidung für eine Therapie bei Rückenleiden zum Teil darauf zurückzuführen sind. Die Verfasser der Studie kritisieren den Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte, Krankenkassen und Krankenhäuser dafür, dass er von seiner Möglichkeit, entsprechende Regelungen einzuführen, bislang noch nicht ausreichend Gebrauch gemacht hat.
Ausblicke für die Patienten
Die Analyse der Bertelsmann-Stiftung zeigt auf, wie wichtig es ist, dass sich Patienten selbstbestimmt und konstruktiv mit ihren Rückenleiden auseinandersetzen. Wenn als Behandlungsmethode eine Operation im Raum steht, ist es in vielen Fällen hilfreich, eine Zweitmeinung einzuholen und die Möglichkeiten schonender Therapieformen besser auszuschöpfen. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat dazu ein Merkblatt herausgebracht, das eine erste Orientierung geben kann. Zu einer wirksamen Behandlung von Rückenschmerzen stehen oft mehrere Wege offen. Das ist eine gute Nachricht für alle Betroffenen.