1. Warum helfen diese Übungen gegen Schmerzen in der Kalkschulter (lat. Tendinosis calcarea)?
Du glaubst, der Kalk sei für deine Schmerzen verantwortlich? So unnatürlich es sich auch anhört, Kalk im Körper zu haben: Die Schmerzursache liegt fast immer in den Überspannungen deiner Muskeln und Faszien vorne und hinten am Schulterblatt. Diese entstehen oft durch einseitige Bewegungsmuster.
Eines vorweg: Warum genau sich Kalkdepots bilden und schließlich am Sehnenapparat der Schulter absetzen, ist von der Medizin bis heute nicht eindeutig geklärt! Zugrunde liegt dem Verkalkungsprozess rund um das Schultergelenk allerdings häufig eine eingeschränkte Durchblutung, sodass sich Kalkherde an kritischen Zonen wie der Schultersehne bilden können.
Erst muskuläre “Verkürzungen” und Dysbalancen rufen die Beschwerden jedoch in den meisten Fällen hervor. Beteiligt an deinen Schmerzen sind vor allem vier Muskeln:
(1) der Unterschulterblattmuskel (lat. Musculus subscapularis), der am Schulterblatt vorne in Richtung Brust sitzt, (2) der kleine Rundmuskel (lat. Musculus teres minor), der gemeinsam mit dem (3) Untergrätenmuskel (lat. Musculus infraspinatus) hinten am Schulterblatt gen Rücken liegt und (4), last but not least, der Obergrätenmuskel (lat. Musculus supraspinatus). Er ist der wichtigste Muskel, wenn es um die Entstehung einer schmerzenden Kalkschulter geht.
Der Obergrätenmuskel stellt die Querverbindung von der Rück- zur Vorderseite des Schulterblattes dar. Er verläuft durch eine sehr enge Stelle vom Schulterdach zum Gelenkkopf des Oberarmknochens. Dort verbindet sich seine Sehne mit den Sehnen der drei anderen Muskeln. Gemeinsam fixieren sie mit einer Sehnenplatte (auch Rotatorenmanschette) den Oberarmknochen, besser gesagt dessen Kopf, in der Gelenkpfanne.
Aber wie kommt nun das muskulär-fasziale Ungleichgewicht zustande und warum kann eine Tendinosis calcarea Schmerzen verursachen? Am besten lässt es sich am Bild eines Kraftsportlers erklären: Der Unterschulterblatt-, kleine Rund- und Untergrätenmuskel werden teilweise von dem Deltoideus (lat. Musculus deltoideus) verdeckt. Er ist ein Muskeldreieck, der kompakt über dem Gelenk der Schulter sitzt und den Oberarmknochenkopf in die Gelenkpfanne drückt. Ist er stark trainiert, zieht er den Oberarmknochen höher. Direkt betroffen ist schließlich die Rotatorenmanschette, insbesondere der Supraspinatusmuskel, der zwischen Oberarmkopf und Schulterdach eingeklemmt wird (auch Impingement). Übrigens: Auch wenn du viel am Schreibtisch sitzt, schiebst du deinen Oberarm nach oben und kannst die Supraspinatus-Sehne am Schultergelenk einengen.
Es kommt zu Verkürzungen im vorderen Schulterbereich und zu Überspannungen auf der Hinterseite, die in Kombination mit dem Kalk die ohnehin eingeschränkte Durchblutung in der kritischen Zone weiter mindern und den eingeklemmten Muskel samt Sehne reizen. Zusätzlich kann sich der Schleimbeutel (kleiner Gewebepuffer im Schultergelenk) entzünden (Bursitis = Schleimbeutel-Entzündung).
Der Kalk ist unserer Erfahrung nach eine Begleiterscheinung einer schmerzenden Schulter — nicht Auslöser des Schmerzes!
Mit unseren Dehn-Übungen reduzierst du die Überspannungen in den Muskulaturen und kannst deine Schmerzen deutlich lindern sowie den Prozess der Selbstheilung fördern!
Willst du mehr über die Schmerzursache wissen und herausfinden, in welchem Stadium sich deine Kalkschulter befindet? Dann wirf einen Blick in unseren großen Schmerzlexikon-Artikel. Hier bekommst du vor allem eine bildhafte Veranschaulichung der Schulter-Anatomie sowie der Schmerzentstehung und erfährst auch, inwiefern der Kalk sogar Teil eines körpereigenen Selbstheilungsprozesses ist!