2. Was ist ein HWS-Syndrom? Ursachen und Zusammenhänge
Das Halswirbelsäulen-Syndrom, auch Zervikalsyndrom genannt, zählt zu den häufigsten Problemen rund um die Wirbelsäule. Als beweglichster Teil unserer Wirbelsäule ermöglicht sie dir, den Kopf in fast alle Richtungen zu drehen und zu neigen. Gleichzeitig muss sie deinem etwa 4–5 Kilogramm schweren Kopf zuverlässig tragen und stabilisieren.
Der besondere Aufbau der Halswirbelsäule
Die sieben Halswirbel sind kleiner und leichter als die übrigen Wirbel. Ihre besondere Form und Anordnung erlaubt:
- Drehungen des Kopfes bis zu 60–80 Grad zu jeder Seite
- Neigung nach vorne um etwa 40–60 Grad
- Neigung zur Seite um ungefähr 45 Grad
- Überstreckung nach hinten um circa 70 Grad
Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich elastische Bandscheiben, die meistens wie kleine Stoßdämpfer agieren können. Dabei unterstützt dich ein komplexes System aus Muskeln, Sehnen und Bändern, das für Stabilität sowie kontrollierte Bewegungen sorgen soll.
Die neurologische Komponente der Halswirbelsäule
Besonders wichtig sind die Nervenwurzeln entlang der Halswirbelsäule. Hier verlassen die Spinalnerven den Wirbelkanal und versorgen die gesamte Schulter-Nacken-Partie, die oft Ursachen für Probleme sein könnten, die bis in deinen Arm oder die Finger reichen. Teile deiner Gesichtsmuskulatur sowie wichtige Sinnesorgane sind über die Wirbelsäule miteinander verbunden, sodass dadurch unterschiedliche potentielle, neurologische Störungen in dem Bereich begünstigt werden könnten.
Einteilung des HWS-Syndroms
Die Halswirbelsäule wird in verschiedene funktionelle Abschnitte unterteilt, die jeweils spezifische Aufgaben erfüllen sollten, aber auch charakteristische Beschwerdebilder verursachen können. Wir möchten dir diese Einteilung näher bringen, da sie essentiell ist, um die Symptome einzuordnen, die korrekte Diagnose zu stellen und darauf basierende die Behandlung einzuleiten.
Im Bereich deiner oberen Halswirbelsäule liegen der Atlaswirbel und der Axiswirbel, denen eine ganz besondere Bedeutung zukommt: Der Atlas trägt als erster Halswirbel deinen Kopf und ermöglicht dir das Nicken, während der Axis wie ein Drehzapfen für die Kopfdrehung fungiert.
Beschwerden in diesem sensiblen Bereich können häufig mit Kopfschmerzen einhergehen, die vom Nackenbereich bis zur Stirn ausstrahlen. Viele Betroffene berichten von Schwindelgefühlen, da die hier austretenden Nerven eng mit dem Gleichgewichtssystem verbunden sind. Diesen Schwindel könntest du insbesondere dann verspüren, wenn du nickst oder den Kopf drehst.
Der mittlere Abschnitt der Halswirbelsäule (C3-C5) bildet die Verbindung zwischen Kopf und Schultern. Betroffene können oft Verspannungen in diesem Bereich spüren, da hier die Muskulatur von Nacken sowie Schultern zusammenlaufen, sodass Schmerzen zwischen den Schulterblättern entstehen könnten. Vielleicht bemerkst du auch eine verhärtete, druckempfindliche Muskelpartie oder Bewegungseinschränkungen, sobald du den Arm heben möchtest.
Im unteren Bereich der Halswirbelsäule (C6-C7) verlaufen die Nerven, die deine Arme und Hände versorgen. Hierbei können Schmerzen bis in die Fingerspitzen ausstrahlen und Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle sowie Muskelschwäche in den Händen oder Armen fördern. Die Symptome könnten sich häufig bei bestimmten Armbewegungen oder längerem Arbeiten über Kopf intensivieren. In einigen Fällen könnten sich neurologische Störungen aus dem einen Bereich auch in die anderen übertragen.
So entsteht das HWS-Syndrom
Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Probleme sich mit der Zeit ergeben können.
Denk einmal an deinen Alltag: Wie viele Stunden verbringst du mit vorgebeugtem Kopf am Schreibtisch? Wie oft scrollst du durch dein Smartphone? Vielleicht neigst du sogar zu einem sogenannten Smartphone-Nacken. Genau diese alltäglichen Gewohnheiten können deine Halswirbel vor große Herausforderungen stellen und in Kombination mit Bewegungsmangel die natürliche Biomechanik deiner Wirbelsäule beeinträchtigen. Deine Nackenmuskeln könnten sich daraufhin verspannen.
Bleiben diese Belastungen über längere Zeit bestehen, könnten Bandscheiben, Wirbelgelenke und das umliegende Gewebe ihre Struktur verändern. In manchen Fällen kann sich daraus sogar ein Bandscheibenvorfall (lat. Prolaps) entwickeln.
Weitere mögliche Ursachen des HWS-Syndroms
Neben den zuvor beschriebenen Ursachen könnte die Arbeit selbst für einige Berufsgruppen ebenfalls zum Risikofaktor werden. Folgende Mitarbeitergruppen könnten ein erhöhtes Risiko für Probleme mit Halswirbeln (HWS) tragen:
- Bürotätige mit hohem Anteil an Bildschirmarbeit
- Pflegepersonal durch häufiges Heben und Tragen
- Handwerker bei Überkopfarbeiten
- Kraftfahrer durch lange Sitzzeiten mit Vibrationsbelastung
Auch einige Grunderkrankungen könnten Ursachen sein:
Rheumatoide Arthritis mit Beteiligung der Halswirbelsäule
Arthrose der Facettengelenke
Osteoporose mit Veränderungen der Wirbelkörper
Entzündliche Erkrankungen wie Spondylitis
Fibromyalgie mit verstärkter Schmerzwahrnehmung
Die Rolle von Stress beim HWS Syndrom
Wissenschaftliche Untersuchungen legen einen engen Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Nackenbeschwerden nahe. Das heißt, wenn du unter Stress stehst, könnte sich die Muskelspannung im Nacken- und Schulterbereich erhöhen, sodass Verhärtungen begünstigt werden, die wiederum die Reizung der Schmerzrezeptoren fördern. Daraus kann ein sich verstärkender Kreislauf resultieren.
Der Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule
Die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern wirken als natürliche Stoßdämpfer und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule stellt eine weitere, mögliche strukturelle Ursache des HWS-Syndroms dar. Durch alltägliche Belastungen sowie natürliche Alterungsprozesse kann die äußere Hülle der Bandscheibe an Stabilität verlieren. Insbesondere zwischen dem fünften und siebten Halswirbel können Bandscheibenvorfälle der Halswirbelsäule auftreten, da dieser Bereich in der Regel stärkeren mechanischen Belastungen standhalten soll und die Bandscheibe infolgedessen mehr belastet wird.
Typische Anzeichen
Ein Bandscheibenvorfall im Halswirbelsäulenbereich kann sich wie folgt äußern:
- Nacken- und Schulterschmerzen
- Ausstrahlende Schmerzen in einen oder beide Arme
- Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle
- Mögliche Kraftminderung in Arm oder Hand
Bildgegebende Verfahren wie das MRT könnten hierbei die Diagnose sichern.
Unterschied zum klassischen HWS-Syndrom
Im Gegensatz zum klassischen HWS-Syndrom können beim Bandscheibenvorfall entlang der Nervenbahnen auch neurologische Symptome auftreten. Eine genaue Diagnose sowie Analyse der potentiellen Ursachen sind daher wichtig für die Wahl der geeigneten Behandlung.
3. Die häufigsten Symptome bei einem HWS-Syndrom
Vielleicht verspürst du morgens einen besonders steifen Nacken, aber auch innerhalb des Tagesverlaufs können sich deine Symptome verändern. Nachts können unangenehme Liegepositionen den Schlaf beeinträchtigen.
Wann du beim HWS Syndrom zum Arzt gehen solltest
Eine ärztliche Untersuchung kann in bestimmten Situationen sinnvoll sein. Nach Unfällen oder Stürzen sollte immer eine medizinische Abklärung erfolgen, um strukturelle Verletzungen auszuschließen. Auch wenn Probleme über mehrere Wochen anhalten oder deinen Alltag deutlich einschränken, raten wir, zum Arzt zu gehen.
Plötzlich einsetzende, sehr starke Schmerzen unterscheiden sich deutlich vom üblichen Verlauf beim HWS-Syndrom. Fieber in Kombination mit Nackenschmerzen solltest du ebenfalls zeitnah medizinisch abklären lassen.
Selbiges gilt bei neu auftretenden, neurologischen Symptomen wie Taubheitsgefühlen oder Kribbeln. Diese können auf eine Beteiligung von Nervenstrukturen hinweisen. Die Hausarztpraxis ist dabei meist die erste Anlaufstelle. Bei Bedarf erfolgt eine Überweisung zu Fachärzten für Orthopädie oder Neurologie. Neben der körperlichen Untersuchung sollte auch deine persönliche Krankengeschichte näher beleuchtet werden.