2. Bandscheibenvorfall BWS: Aufbau und Funktion der Brustwirbelsäule
Wie ist die Brustwirbelsäule aufgebaut?
Die Brustwirbelsäule bildet den mittleren Abschnitt unserer Wirbelsäule und besteht aus zwölf Wirbelkörpern, die als BWS 1 bis BWS 12 bezeichnet werden. Diese Wirbelkörper sind durch Bandscheiben miteinander verbunden und bilden zusammen mit den Rippen den schützenden Brustkorb. Die besondere Anatomie der BWS unterscheidet sich deutlich von der Hals- und Lendenwirbelsäule: Die Wirbelkörper im Bereich der Brustwirbelsäule sind durch die Rippenanbindung fest miteinander verbunden, was einerseits Stabilität gibt, andererseits aber auch die Beweglichkeit einschränkt.
Im Inneren der Wirbelsäule verläuft das Rückenmark, geschützt durch den Wirbelkanal. Dieser sensible Bereich macht einen Bandscheibenvorfall in der BWS oftmals heikel, da hier weniger Platz für Verschiebungen ist als in anderen Wirbelsäulenabschnitten. Tritt Bandscheibengewebe aus, kann es direkt auf das zentral gelegene Rückenmark drücken, das durch den engen knöchernen Ring der Wirbelsäule verläuft. Die knöchernen Strukturen wie Quer- und Dornfortsätze spielen bei der Stabilisierung der Wirbelsäule eine wichtige Rolle.
Rolle und Struktur der Bandscheiben
Die Bandscheiben sind wahre Meisterwerke der Natur. Sie bestehen aus zwei Hauptkomponenten:
- Der Bandscheibenkern (Nucleus pulposus): Dies ist das weiche, gallertartige Zentrum der Bandscheibe. Er besteht zu etwa 80 % aus Wasser und wirkt wie ein Wasserkissen, das Stöße abfedert.
- Der Faserring (Anulus fibrosus): Er umgibt den Kern wie ein stabiler Reifenmantel und besteht aus mehreren Schichten festen Bindegewebes.
Diese Struktur ermöglicht es den Bandscheiben, ihre wichtigen Funktionen zu erfüllen:
- Stoßdämpfung bei Belastung
- Gleichmäßige Druckverteilung
- Ermöglichung von Bewegungen in alle Richtungen
- Aufrechterhaltung des Abstands zwischen den Wirbelkörpern
Bedeutung der BWS für Bewegung und Stabilität
Die Brustwirbelsäule hat eine besondere Rolle in unserem Bewegungsapparat. Ihre natürliche Krümmung nach hinten (Kyphose) und die Verbindung mit dem Brustkorb sorgen für Stabilität und Schutz der inneren Organe. Die BWS ist weniger beweglich als die Hals- oder Lendenwirbelsäule, was sie einerseits vor Verletzungen schützt, andererseits aber auch anfällig für Verspannungen und Überlastungen macht.
3. Ursachen und Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall BWS
Ein Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule entsteht selten plötzlich, sondern entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum. Die wichtigsten Ursachen und Risikofaktoren sind:
- Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter unterliegen unsere Bandscheiben einem natürlichen Verschleißprozess. Der Wassergehalt im Bandscheibenkern nimmt kontinuierlich ab, während der Faserring seine ursprüngliche Elastizität verliert. Diese altersbedingten Veränderungen machen die Bandscheiben anfälliger für Verletzungen und Vorfälle.
- Mechanische Belastungen: Besonders belastend für die Brustwirbelsäule sind Aktivitäten wie schweres Heben und Tragen. Auch plötzliche Drehbewegungen und extreme Körperhaltungen können die Bandscheiben stark beanspruchen. Unfälle oder Stürze stellen eine zusätzliche Gefahr dar, da sie zu akuten Schädigungen der Bandscheiben führen können.
- Haltungsbedingte Faktoren: Der moderne Arbeitsalltag mit langem Sitzen am Schreibtisch stellt eine besondere Herausforderung dar. Eine dauerhaft gebeugte Körperhaltung und mangelnde Bewegung belasten die Wirbelsäule oft zusätzlich. Verstärkt werden diese Probleme häufig durch unergonomische Möbel, die eine gesunde Körperhaltung erschweren.
- Genetische Prädisposition: Die Veranlagung zu Bandscheibenvorfällen kann auch in den Genen liegen. Ein familiär bedingt schwächeres Bindegewebe erhöht das Risiko für Bandscheibenvorfälle. Auch angeborene Fehlstellungen der Wirbelsäule (z. B. Skoliose) können die Entwicklung eines Bandscheibenvorfalls begünstigen.
- Lebensstilfaktoren: Der persönliche Lebensstil spielt eine wichtige Rolle. Übergewicht in Kombination mit Bewegungsmangel belastet die Bandscheiben stark. Rauchen verschlechtert die Durchblutung und damit die Versorgung der Bandscheiben. Auch Stress und psychische Belastungen sowie eine unausgewogene Ernährung können sich negativ auf die Gesundheit der Wirbelsäule auswirken.
Experten-Tipp von Roland Liebscher-Bracht: Bandscheibenvorfall in der Schwangerschaft
Ein Bandscheibenvorfall während der Schwangerschaft erfordert besondere Vorsicht, da viele übliche Behandlungsmethoden nur eingeschränkt möglich sind. Besonders wichtig sind in dieser Zeit schonende Bewegungsübungen und eine rückengerechte Haltung – sprich hierzu am besten mit deinem behandelnden Arzt oder deiner Hebamme über individuell angepasste Behandlungsmöglichkeiten.
Bandscheibenvorfall BWS: Symptome erkennen
Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls in der BWS können sehr unterschiedlich sein und hängen von der genauen Position und dem Ausmaß des Vorfalls ab:
Charakteristische Schmerzmuster:
- Lokale Rückenschmerzen im Brustbereich
- Bewegungsabhängige Beschwerden
- Verstärkung der Schmerzen beim Husten oder Niesen
- Morgendliche Steifigkeit
Ausstrahlende Schmerzen (Radikulopathie):
Neurologische Symptome:
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Händen oder Beinen
- Schwächegefühl in den Beinen
- Koordinationsstörungen
- In schweren Fällen: Lähmungserscheinungen
4. Wo treten Bandscheibenvorfälle auf?
Die genaue Diagnose eines BWS-Bandscheibenvorfalls erfordert mehrere wichtige Untersuchungsschritte. Zu Beginn führt dein Arzt ein ausführliches Gespräch über deine Beschwerden und deren Verlauf. Während der anschließenden körperlichen Untersuchung werden verschiedene Tests durchgeführt: Der Arzt überprüft deine Beweglichkeit, testet deine Reflexe und untersucht, ob Sensibilitätsstörungen vorliegen.
Um die Diagnose zu sichern, kommen verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz. Als Standard gilt dabei die Magnetresonanztomographie (MRT), da sie die Bandscheiben und mögliche Nervenbeteiligungen besonders gut darstellt. In speziellen Fällen kann auch eine Computertomographie (CT) notwendig sein. Ergänzende Röntgenaufnahmen helfen dabei, andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
5. Bandscheibenvorfall BWS: Behandlung deiner Schmerzen
Ein Bandscheibenvorfall in der BWS lässt sich mit verschiedenen Therapiemethoden behandeln. Die Wahl der richtigen Behandlung hängt dabei von deinen individuellen Beschwerden und der Schwere der Symptome ab. In den meisten Fällen führt bereits eine konservative Therapie zum Erfolg. Bei der Liebscher & Bracht Schmerztherapie setzen wir auf eine Kombination aus gezielten Übungen, manuellen Techniken und nachhaltigen Behandlungsstrategien:
Konservative Therapie
Physiotherapie
Die physiotherapeutische Behandlung bildet einen wichtigen Grundpfeiler der konservativen Therapie. Dabei kommen verschiedene Techniken zum Einsatz: Die manuelle Mobilisation hilft, Beweglichkeit wiederherzustellen, während gezielte Dehnübungen Verspannungen lösen sollen. Nach der Liebscher & Bracht Methode sind besonders die Osteopressur und spezielle Engpassdehnungen effektiv, die gezielt die schmerzauslösenden Strukturen behandeln. Die Kräftigung der Rumpfmuskulatur und eine umfassende Haltungsschulung ergänzen das Behandlungskonzept und beugen weiteren Beschwerden vor.
Schmerztherapie
Im Rahmen der Schmerztherapie kann anfangs eine medikamentöse Behandlung notwendig sein, um akute Beschwerden zu lindern. Wärme- oder Kälteanwendungen werden je nach individueller Situation eingesetzt und können sehr wohltuend sein. Verschiedene Entspannungstechniken helfen dabei, schmerzbedingte Verspannungen lösen zu können. In manchen Fällen kann auch eine Elektrotherapie sinnvoll sein, um Schmerzen zu reduzieren und die Durchblutung zu fördern.
Ergänzende Maßnahmen
Als ergänzende Therapieformen haben sich verschiedene Behandlungsansätze bewährt. Akupunktur kann Schmerzen lindern und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Gezielte Massagen sollen Verspannungen lösen und die Durchblutung fördern. Die physikalische Therapie bietet verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie Ultraschall oder Fango. Auch osteopathische Behandlungen können sehr hilfreich sein, da sie den Körper ganzheitlich betrachten und behandeln. Die Liebscher & Bracht Schmerztherapie ergänzt diese Maßnahmen optimal durch ihr spezifisches Übungsprogramm, das auf die Beseitigung der eigentlichen Schmerzursachen abzielt.
Unsere besten Übungen und Tipps bei einem BWS-Syndrom
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Operative Behandlung
Eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall in der BWS wird meist nur dann in Betracht gezogen, wenn konservative Therapiemaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen. Dies ist oftmals bei anhaltenden, therapieresistenten Schmerzen der Fall. Ein chirurgischer Eingriff kann vor allem dann notwendig werden, wenn neurologische Ausfälle oder Lähmungserscheinungen auftreten oder eine akute Gefährdung des Rückenmarks besteht.
Die Entscheidung für eine Operation sollte immer individuell und nach ausführlicher Beratung getroffen werden. Unsere Liebscher & Bracht Therapie kann auch postoperativ unterstützend eingesetzt werden, um dein Wohlbefinden zu fördern.
6. Präventive Maßnahmen für deine Brustwirbelsäule
Bei einem Bandscheibenvorfall in der BWS ist nicht nur die akute Behandlung wichtig – auch vorbeugende Maßnahmen spielen eine entscheidende Rolle. Mit den richtigen präventiven Strategien kannst du das Risiko für einen Bandscheibenvorfall reduzieren und deine Brustwirbelsäule schützen. Die gute Nachricht: Viele dieser Maßnahmen lassen sich einfach in deinen Alltag integrieren und können sich zusätzlich dein Wohlbefinden positiv beeinflussen.
Bewegung im Alltag:
- Regelmäßige moderate Bewegung
- Rückenfreundliche Sportarten
- Vermeidung von langem Sitzen
- Aktive Pausen bei der Arbeit
Ergonomie:
- Anpassung des Arbeitsplatzes
- Rückengerechte Sitzmöbel
- Richtige Schlaflagerung
- Ergonomische Hilfsmittel
Lebensstil:
- Gesunde Ernährung
- Gewichtskontrolle
- Stressmanagement
- Ausreichend Schlaf
7. Behandlung eines Bandscheibenvorfalls
Bei einem Bandscheibenvorfall mit Rückenschmerzen oder anderen Beschwerden gibt es unterschiedliche Therapien und Behandlungsmöglichkeiten. Zusätzlich zu den Empfehlungen deiner Ärzte kannst du dir und deinen Bandscheiben in vielen Fällen auch selbst etwas Gutes tun. Unsere Übungen können dir dabei helfen, deine Schmerzen besser in den Griff zu bekommen.
1. Dehnübung
Dehne die Brust und befreie deinen Rücken
- Lege dich in Bauchlage auf den Boden.
- Strecke deinen rechten Arm von dir weg und lege ihn etwa 10 Grad über der Schulterline ab.
- Deine Schulter muss bei dieser Übung den Boden berühren. Falls du dies nicht schaffst, probiere zuerst die Schulter zum Boden zu bringen, bevor du weiterübst.
- Stütze dich mit der linken Hand in Augenhöhe ab.
- Lege deine Füße nach links und winkle das linke Bein an.
- Drehe deinen Rumpf für etwa 30 Sekunden links herum, indem du dich auf dem linken Arm abstützt.
- Drücke anschließend den rechten Arm für 10 Sekunden gegen den Boden.
Die rechte Schulter, darf sich jedoch nicht heben.
Stoppe diese Kraftanstrengung und drehe dich für 20 Sekunden mit Hilfe des linken Arms zunehmend weiter links herum.
- Wiederhole die letzten beiden Schritte noch zweimal.
- Lege dich anschließend wieder auf den Bauch. Strecke die Beine gerade aus und hebe den rechten Arm in der 10-Grad-Position für 10 Sekunden so weit wie möglich nach oben.
1. Dehnübung
Brustkorb dehnen mit dem Rückenretter
- Ausgangsposition: Für diese Übung benötigst du unseren Rückenretter. Wähle die Sockelhöhe, die für dich angenehm ist – der ausgelöste Schmerz sollte immer noch gut zu ertragen sein. Stecke den wirbelsäulenschonenden 2D-Aufsatz auf den Sockel und platziere den Rückenretter so unter deiner Brustwirbelsäule, dass die Dehnung den dir bekannten Schmerz auslöst.
- Senke deinen Oberkörper zunehmend ab, sodass eine Dehnung im Bereich des Brustkorbs entsteht.
- Um deinen Kopf zu stützen, umfasse ihn mit den Händen und strecke die Zeigefinger so, dass die Fingerspitzen den Boden berühren.
- Halte diese Dehnung für etwa 2 Minuten.
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Übrigens: Neben den Dehnübungen — die als Teil der täglichen Routine viele Schmerzen lindern können — bieten wir dir 3 weitere Tipps zur Therapie bei einem Bandscheibenvorfall in der BWS:
- Faszien-Rollmassagen können deine Dehnübungen ideal ergänzen. Sie helfen dir dabei, überspannte Muskeln und Faszien zu lockern, sodass die in den Übungen gesetzten Reize optimal verarbeitet werden können. Zudem kann die Stimulation des Zellzwischenraums helfen, angesammelte Abfallstoffe im Bindegewebe abzutragen und Reparaturprozesse der Faszie anzuregen.
- Falls deine Beschwerden gerade so stark sind, dass nichts mehr geht, legen wir dir einen der zertifizierten Liebscher & Bracht Therapeuten in deiner Nähe ans Herz. Sie können mit Hilfe unserer Akut-Maßnahme, der Osteopressur, meist für eine erste Erleichterung sorgen und die Übungen danach gemeinsam mit dir durchgehen. Alle Details zur Osteopressur findest du hier.
- Die von unseren Therapeuten angewandte Drück-Technik der Osteopressur kannst du dir in einer Light-Variante aber auch direkt in dein Wohnzimmer holen. Mit unserem Drücker-Set kannst du dann die wichtigsten Punkte zur Entspannung deiner Muskulatur selbst drücken. Wo genau du diese Punkte findest und auf welche Weise du sie drücken solltest, lernst du in unserer Liebscher & Bracht App.
Autor:
Roland Liebscher Bracht
Schmerzspezialist und Spiegel-Bestseller Autor
Mehr über den Autor
Medizinische Prüfung:
Dr. med. Egbert Ritter
Facharzt für Unfallchirurgie & Eh. Oberarzt in Salzburg
Mehr über den Prüfer
Veröffentlicht am: 30.01.2025 | Letzte Aktualisierung: 30.01.2025